


Chronik von 1990 - 1994
10. Balgstädt 1990 - 1994Das Jahr 1990 wird ein Jahr des Umbruchs, der Unruhe und des Neuen für die DDR-Bürger. Es ist mal wieder das Jahr der Wahlen. Im März finden die letzten Volkskammer-wahlen statt. In Balgstädt bekommt die CDU die meisten Stimmen.
Bürgermeister Klaus-D. Zwickirsch
Stellv. Schulze Kurt
Gemeinderatsvorst. Blanke Lothar
Die Vertreter der Gemeinde haben die Aufgabe, eine Geschäftsordnung, eine Hauptsatzung und einen Flächennutzungsplan zu erstellen.
Auf dem Rödel fanden durch Dezernenten der Rechts-, Sicherheits-, und Ordnungsverwaltung Besichtigungen statt. Die Kommandanten der sowjet. Garnison waren sehr aufgeschlossen und bereit auf die Forderungen und Wünsche der umliegenden Ortschaften (Freyburg, Balgstädt und Nißmitz )einzugehen. Es sollen aller 6 bis 8 Wochen Kontrollen durchgeführt werden. Die Müll- und Schuttberge steigen, was sicher erst nach Abzug der Soldaten in den Griff zu bekommen ist.
In Balgstädt beginnt man mit dem Verlegen der Rohre für Wasser und Abwasser bis zum Marktstieg und in der Größnitzerstrasse. Ein finanzieller Zuschuß wird beim Landratsamt Nebra beantragt. 150.000 Mark wurden genehmigt und zugewiesen. Im September erfolgt die Übernahme von Grund und Boden durch die Kommunen. Unter anderem fällt das Schloß mit darunter, was sich später als Geld fressende Anlage erweist. Im Herbst beginnt man mit der Dachsanierung des Schlosses, welches unbedingt erforderlich ist, da es hier schon Jahre durchregnet und den Kindereinrichtungen somit ein weiteres Bestehen unmöglich macht.
Im November 1990 wird der Gasthof "Zur Rose" neu eröffnet. Eigentümer ist Fam. Hering. Die Fleischerei Portius geht wieder in Privatbesitz über. Die Mülldeponien, so auch in Balgstädt, werden im gesamten Kreis geschlossen. Die alten Aschemarken verlieren am 1.7.1990 ihre Gültigkeit. Eine Marke kostete 0,35 M - 1 Kübel=1 Marke. Diese Preise wird es nie wieder geben. Am 1. Juli wurde der Verkauf aller bisherigen herausgegebenen Postwertzeichen in Mark-Währung(Mark d. DDR) eingestellt. Sie behalten bis 31.8. Gültigkeit.
Am 1. September treten die Briefmarken in DM in Kraft. Am 1. Juli kommt auf die DDR-Bürger die Währungsunion zu. Jeder Bürger darf 400,- Mark 1:1 umtauschen. Die Konten werden bis 4.000 M pro Person 1:1 umgetauscht. Alle höheren Guthaben und Spareinlagen werden 1:2 umgetauscht. Die Kredite aus Zeiten der DDR werden halbiert.
Der Umtausch des Geldes fand in Balgstädt in der Poststelle statt, die ja gleichzeitig die Zweigstelle der Sparkasse führt.
Der 3. Oktober 1990 wird Feiertag und als Tag der Deutschen Einheit in die Geschichte eingehen. Es bringt nicht nur gute Seite für die ehemaligen DDR-Bürger. Viele Betriebe werden nicht mehr existieren und viele werden ihren Arbeitsplatz verlieren.
1990 findet als Folge der Wende kein Ablaßfest statt. Es finden sich keine Schausteller, keine Musikkapelle, alle sind anderweitig beschäftigt. Das ganze Land ist durcheinander geraten und dabei, sich neu zu ordnen.
Im September fand ein Treffen mit Vertretern der Kirchgemeinde Balgstädt und Waldkappel-Bischhausen statt. Bei diesem Treffen nahmen auch die Gemeinderäte mit teil, um zu lernen, wie jetzt alles zu organisieren ist. Die Gartenanlagen "Dürre Wiese", "Am Hasselbach" und "Ziegelei" stellen einen Antrag auf Gemeinnützigkeit welcher genehmigt wird.
Das Winzerfest ist das Fest dieser Weinregion. In diesem Jahr war es ein besonderer Höhepunkt für Balgstädt. Viel doch die Wahl der Weinkönigin zu Gunsten eines Balgstädter Mädels aus. Beate Odenthal wurde Gebietsweinkönigin. Durch sie fand im Oktober 1990 die 1. Repräsentation des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin in Neustadt an der Weinstrasse statt. Ende November geht sie auf große Reise nach Kolumbien in die Andenregion, auf Einladung eines einheimischen Weinbauers zum dortigen Winzerfest. Im Oktober 1991 nimmt sie als Gebietsweinkönigin aus den neuen Bundesländern an der Wahl der Deutschen Weinkönigin in Neustadt an der Weinstrasse teil.
Der Sportverein stellt Antrag auf Gemeinnützigkeit und eingetragener Verein. Dieser Verein besitzt etwa 100 Mitglieder und ist damit der größte Verein in Balgstädt.
Zur Erfüllung kommunaler Aufgaben können Zweckverbände gegründet werden. So wurde im Dezember ein Abwasserzweckverband gegründet.
Seit der Deutschen Wiedervereinigung müssen die gesamten Verwaltungsstrukturen verändert werden. Die Gemeinden führen die Selbstverwaltung ein. Dies wird sehr schwierig, da die finanziellen Situationen in den Gemeinden sehr schlecht sind. Diese Situation erfordert eine Erhöhung verschiedener Gebühren, so z.B. die Hundesteuer von 20,- DM auf 60,- DM, für jeden weiteren Hund 120,- DM; die Grabstellengebühr wird verdoppelt, ebenso die Garagenpacht.
Ab 1. Juli gehen alle Kindereinrichtungen in kommunale Trägerschaft über. Das bringt natürlich das Gemeindesäckel enorm durcheinander. Die Elternanteile betragen 1991 45,- DM pro Kind. Im April 1991 wird die Gemeindeschwestern-station geschlossen. Es fällt schon schwer, das, was sich in Jahrzehnten für die Bevölkerung bewährt hat, so einfach zu liquidieren.
Es ist wieder eine Sache der Finanzierung und die Gemeinden haben kein Geld.
Der Wasserleitungsbau wird in diesem Jahr fortgesetzt. Die Wasser- und Abwasserleitung wird von Fam. Buhr bis Parkstrasse fertiggestellt.
Die Wasserversorgung der Friedensstrasse wird der nächste Bauabschnitt sein, aber erst 1992.
Dies wurde erst beschlossen, nachdem die Hauseigentümer der Friedensstr. Unterschriften sammelten und damit eine Eingabe beim Bürgermeister einreichten und auf die Mißstände hinwiesen (im Winter Glatteis vor den Häusern, durch Abflüsse in der Gosse im Sommer Kloake).
Die Wasserversorgung im Ort ist auch für die Bildzeitung ein interessantes Thema, nachdem beim Bau der Kläranlage die Hauptwasserader beschädigt wurde und über die Hälfte der Einwohner des Dorfes vom Dorfbrunnen in Eimern und Kannen das Wasser nach Hause tragen mußten.
Die Ortsverschönerungen wurden vor allem durch ABM-Kräfte geschaffen. So wurden die gemeindeöffentlichen Anlagen, die Bushaltestellen, der Friedhofsweg und der Park saniert.
Die Bildung der Verwaltungsgemeinschaften ist in diesem Jahr das große Ziel. Für Balgstädt wird es sicher Freyburg sein und damit gäbe es keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr.
Die Größnitzerstrasse befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Hier soll Abhilfe geschaffen werden. Zum Leidwesen einiger Gemeinderäte (Blanke z.B.), bleibt das Granitpflaster im Boden und auf diese wird die Bitumendecke aufgebracht, obwohl es anders abgesprochen war. Es entsteht ein Schaden von etwa 750.000 DM. Die Pflastersteine hätte man im Ort zum weiteren Strassenbau verwenden können.
Angeblich hätten die verfügbaren Mittel nicht zur Bergung der Steine ausgereicht. Dies stimmt nach Blanke nicht, da die Mittel im Januar 1992 noch vorhanden waren.
Bei Sanierungsarbeiten am Schloßdach, beim herunternehmen der Turmkugel, stellte man fest, daß diese Kugel 35 Einschüsse besaß; nicht nur von Luftgewehren, sondern auch Karabinergeschosse. Die Kugel befand sich in einem desolaten Zustand. In der Kugel befanden sich Dokumente von 1714 bis 1906 der Fam. Sperling, die 1744 erst geadelt wurde.
Nach der Restaurierung kommen die Dokumente wieder an die alte Stelle. Die alte Kugel wird als museales Gut aufbewahrt. In die neue Kugel wird ein Bericht der Gemeinde und die Lokalseite der Mitteldeutschen Zeitung hinzugefügt, damit die Nachfahren in 80 Jahren, zur nächsten Restaurierung sehen, was im Jahr 1991 in Balgstädt geschah.
Im Frühjahr 1991 fand die Schlüsselübergabe von Ulrich v. Sperling an den Bürgermeister Zwickirsch statt.
Im Dezember wird der Naturpark "Unstrut-Triasland" gegründet. Es umfaßt das gesamte Kreisterritorium des Landkreises Nebra, welches später in "Saale-Unstrut-Triasland "erweitert wird.
Balgstädt liegt zwischen Natur- und Landschaftsschutz-gebieten und bei Bebauungen unbedingt auf einen Flächennutzungsplan angewiesen.
Die Gebühren für die Abfallbeseitigung beträgt ab April pro Einwohner 4,60 DM, das ist für eine 4-köpfige Fam. immerhin eine Steigerung von 7,00 DM auf 18,60 DM. Wassermangel in Balgstädt zwang den Bürgermeister zum Handeln. Er beauftragte ABM-Kräfte und Gemeindearbeiter zur Brunnenreinigung am Schloß. Beim Abtragen der Kiesfilterschicht brachten sie eine Steinzeitkollektion ans Tageslicht, die selbst die Archäologen aufhorchen ließ. 80 Stücke wurden geborgen, die aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v.u.Z. stammen.
Ihre Versenkung wird mit der Flucht des Herrn v. Sperling beim Eintreffen der Russen nach dem 2. Weltkrieg in Verbindung gebracht.
Bei Aufräumungsarbeiten im Gemeindeamt findet man die wunderschöne Sängerfahne aus dem Jahre 1927. Sie war etwa 50 Jahre vermißt. Die Fahne findet ihren Platz später in der Heimatstube und ist damit für jeden zugänglich.
Auch 1991 fand das Ablassfest nicht statt, da sich niemand fand, den Hut aufzusetzen um dies zu organisieren. So bildete man vom Gemeinderat eine Interessengemeinschaft Ablaßfest.
Ihr gehören Monika Krause, Hugo Brehme und Herr Müller an. Es muß sich ein eingetragener Verein gründen, unter der Regie der Jugend des Dorfes. Das nächste Ablaßfest wird 1992 stattfinden.
Im Juni 1991 finden unter der Leitung des Mitgliedes der französischen Botschaft in Berlin, Didier Leroy, Gespräche über eine Partnerschaft zwischen Balgstädt und Villiers-sur-Yonne statt. Der Delegation aus Frankreich gehörten der Bürgermeister Claude Thalamy und Vertreter von Vereinen an. Aus Balgstädt begleiteten der Bürgermeister Zwickirsch und die Gemeinderäte Blanke und Schulze die Gäste zur Besichtigung der Sektkellerei, der Winzervereinigung mit Weinverkostung, das Schloß Neuenburg und den Dom zu Naumburg. Nach 178 Jahren sind wieder Franzosen in Balgstädt. Damals zog Napoleon nach der Niederlage in Leipzig raubend durch diese Gegend. Die heutige Delegation lud den Bürgermeister mit seinen Gemeinderäten für den 10.-12.August nach Frankreich ein, um die Partnerschaft zu besiegeln und gleichzeitig an einem französischem Fest teilzunehmen.
Für diese Partnerschaft werden von der EU Mittel zur Verfügung gestellt. Es wurden Schilder ausgetauscht, die die Ortseingänge der beiden Gemeinden schmücken sollen. Viellier-sur-Yonne liegt etwa 180 km südlich von Paris bei Clamecy.
Zur Unterzeichnung des Vertrages der Partnergemeinden im August in Frankreich wurde den Gemeinderäten viel geboten. Die Franzosen sind wunderbare Gastgeber. Im kommenden Jahr ist ein Kinderaustausch geplant, sowie ein Besuch des Sportvereins zum dortigen Sportfest.
Die Bibliothek im Ort wird in diesem Jahr geschlossen, da der Gaststättenwirt den Raum benötigt. Die Bücher werden von Freyburg übernommen. Im April wälzten sich dicke, schwarze Rauchwolken vom Rödel zum Dorf herunter. Die "Freunde" hatten dort begonnen Altreifen zu entsorgen. Erst nach massiver Aufforderung wurde dies eingestellt.
Die Schulstrukturen im Land werden umgestellt.
Grundschule : 1. - 4. Klasse
Hauptschule : 5. - 9. Klasse
Realschule : 5. - 10. Klasse
Gymnasium : 5. - 12. Klasse
Das Jahr 1991 war das 4. Jahr hintereinander , welches insgesamt zu trocken war. Die kalte Nordströmung hielt bis Mitte Juni an. Siebenschläfer schickt viel Regen , so daß man nach der alten Bauernregel glauben könnte , es regnet nun 7 Wochen; dem ist aber nicht so. Ab Juli kam der Sommer im Sauseschritt und hielt bis Oktober an, so daß die Winzer völlig zufrieden waren. Im Dezember gab es Frost, daß sogar die Saale zugefroren war.
1992 wird die Satzung für den Trinkwasserverband erarbeitet. Ende 1992 tritt Balgstädt der Verwaltungsgemeinschaft Freyburg bei. Die Gemeinderäte genehmigen den Antrag auf Überprüfung bei der Gauckbehörde.
Alle Mitarbeiter des Gemeinderates Balgstädt sind frei von Stasimitarbeit.
Die Schloßsanierung beginnt in diesem Jahr. Zunächst wird das Dach saniert, daß immense Summen an Geldern schluckt. Immer wieder stellt sich Bürgermeister Zwickirsch und seine Gemeinderäte die Frage, können wir die Schloßsanierung durchstehen, oder müssen wir auf halben Wege aufgeben.
Der Sohn des ehemaligen Schloßbesitzers von Sperling war voll des Lobes über das Engagement an seinem Geburtshaus. Eignungsansprüche wurden von ihm nicht gestellt. Das Schloß soll nach der Sanierung alle wichtigen Einrichtungen der Gemeinde, wie Kindertagesstätte, Post, Gemeindebüro, Heimatstube, Frisör, Arztpraxis, sowie im Obergeschoß 4 modern hergerichtete Wohnungen beherbergen.
Ein Ärgernis immer wieder ist das Trinkwasser. Etwa 76% der Leitungen sind verlegt. Etwa 300 m Wasserleitung muß in diesem Jahr noch gebaut werden. Eine halbe Million Mark Fördermittel und 280.000 DM aus dem eigenen Haushalt wurden bereits dafür verbuddelt.
Die 24 "Neubauwohnungen" sollen in diesem Jahr verkauft werden. Die jetzigen Mieter haben schon ihre Anwartschaft angemeldet. Saniert werden sie dann in privater Hand. Ein Gewerbegebiet ist für Balgstädt nicht vorgesehen, wie sollte man auch bei 98% landschaftlich geschützter Fläche.
Nicht mal für ein Hotel mit 60 Betten, Tennis- und Minigolfanlage, sowie Swimmingpool, für das ein Investor bereit stand, gab es aus Nebra grünes Licht. Was man schwer verstehen kann, denn das Motto "Tourismus als Standbein der Region" wird so zur abgedroschenen Phrase.
Im September 1992 wird der Grundstein für eine biologische Kläranlage des Abwasserzweckverbandes "Untere Unstrut" gelegt. In dieser Zeit weiß man noch nicht, was nach der Rechnungslegung der Anschlußgebühren in den Gemeinden schwelt.
Die meisten Bürger möchten den Anschluß, da jeder Wert des Hauses steigt, doch wird an der Satzung nur genörgelt, kritisiert und gerichtlich vorgegangen. Nachdem in die Friedensstrasse unterer Teil Wasser und Abwasser verlegt wurde, pflastert man die Gehwege neu und die Strasse bekam eine Schwarzdecke.
Somit ist das Problem der Überflutung, sowie im Winter der spiegelglatten Strassen durch Abwässer endgültig gelöst. Endlich ist in diesem Jahr der kulturelle Höhepunkt wieder das Ablaß- und Sportfest. Langsam besinnen sich die Leute wieder auf das alt hergebrachte und sind des Überschwangs der Deutschen Einheit satt.
Nachdem im Jahr 1991 der Grundstein für das Gymnasium dieser Region in Laucha gelegt wurde, feiert man im November 1992 das Richtfest. Es ist soweit von Bedeutung, da früher Schüler, die das Abitur ablegen wollten, aus dem Kreis Nebra dies nur in Roßleben, Schulpforta oder Naumburg machen konnten.
Ab 1993 ist dies auch in Laucha im neu erbauten modernen Gymnasium möglich.
Ein weiteres Projekt in der näheren Umgebung, daß für die Beweglichkeit der Balgstädter Bevölkerung von Wichtigkeit ist, ist die Zeddenbacher Brücke. Die Brücke muß vollkommen erneuert werden, da einige Brückenpfeiler abgefault sind und völlig in der Luft hängen. Die Brücke gehört zum Umfeld der Zeddenbacher Mühle, die durch Wasserkraft betrieben wird. Da die Mühle unter Denkmalschutz steht, ist eine Erweiterung durch Silos nicht gegeben, um das Getreide zu kaufen, wenn es am billigsten ist. So versucht man, sich bei der Vielzahl der bestehenden Mühlen zu behaupten.
Die Sowjetarmee zieht nun endgültig in diesem Jahr vom Rödel ab. Es sah ziemlich schlimm aus. Eigentlich bestehen Verbote für das Betreten des Rödel, doch nach jahrzehntelanger Abschirmung für die Bevölkerung lockt es schon, diesen "Ausflugsort" zu besuchen. Es ist schon schlimm, wie die "Russen" das Naturschutzgebiet zugerichtet haben.
Da Verbotsschilder ignoriert werden, beauftragt man eine Wach- und Schließgesellschaft die für Ordnung sorgt.
Der Gegenbesuch der französischen Partnergemeinde findet im April 1992 statt. Das Wiedersehen wurde bis in die frühen Morgenstunden mit schwierigen Verständigungen mit Händen und Beinen und einer beredten Mimik gefeiert. Im Programm stand am nächsten Tag der Besuch des Naumburger Doms, die Weinberge an den Steilhängen der Unstrut mit Winzergenossenschaft und eine Weinverkostung.
Anfang 1993 schließt sich Balgstädt der Verwaltungsgemeinschaft "Freyburger Land" an. Die Übernahme soll schrittweise einhergehen:
Ordnungsamt u. Sozialamt ab 1.2.1993
Umweltamt
Gewerbeamt ab 1.3.1993
Landwirtschaft
Standesamt
Personalwesen bereits integriert
Kassen und Rechnungsführung
Im Februar wird die Satzung für die Verwaltungsgemeinschaft erstellt. Dieser gehören folgende Gemeinden an:
Balgstädt
Baumersroda
Ebersroda
Freyburg
Gleina
Größnitz
Städten
Schleberoda
Zeuchfeld
Die Personalkosten sind die Hauptausgaben im Verwaltungshaushalt, die Erstattungskosten an die Verwaltungsgemeinschaft und die Kreisumlage.
Im Mai wurde der Kindergarten in die Verwaltungsgemeinschaft aufgenommen, so daß die Personalkosten im Jahr 1994 wesentlich geringer sein werden. Für die Sanierungsmaßnahmen am Schloß wurden vom Land 1,9 Mill. DM Fördermittel zur Verfügung gestellt. Der Eigenanteil wurde aus dem Verkauf von Wohnungen und Grundstücken erbracht. Die Mittel konnten aber den Kostenaufwand der in vielen Positionen höher wurde, nicht abdecken, so daß ein Fehlbetrag von 179.379 DM entstand. Da auch 1991 und 1992 viele offene Rechnungen zu begleichen waren, kann man nur regulierend an die Planung in den Folgejahren herangehen.
Größere Bauvorhaben sollten daher nicht in Angriff genommen werden, um die Finanzkraft der Gemeinde wieder in geregelte Bahnen zu lenken.
Die neuen Elternbeiträge für einen Kindergartenplatz werden wie folgt festgelegt:
93, 00 DM pro Monat ganztägig, 75, 00 DM " " Halbtags
Der Einzug des Kindergartens in das Schloß erfolgte am 6.12.1993, nachdem provisorische Unterkünfte im Saal der Gaststätte "Zur Rose" und im ehemaligen LPG Büro aktuell waren. Dies waren unmögliche Zustände, so daß alle Beteiligten froh waren, nach mehrmaligem Verschieben des Einzugstermins, nun endlich im Dezember Einzug zu halten.
Das wunderschöne Mobiliar und die herrlichen Spielsachen ließen die über acht Monate währende Zeit der Notquartiere schnell in Vergessenheit geraten. Der Kindergarten nimmt eine ganze Schloßetage in Beschlag mit einer Fläche von 300 m². Des weiteren ist vorgesehen den Hort wieder in Balgstädt im Schloß zu betreiben.
Die kulturelle Seite im Dorf belebt sich auch wieder allmählich. So findet 14 Tage nach Pfingsten wieder das traditionelle Ablaßfest statt. Am 1. Juni wird Kinderfest im Park gefeiert, die Sommersonnenwende, am 24. Juni, im Pfarrgarten. Der Frisiersalon feiert mit etwa 40 Kunden in der Gaststätte "Zur Rose" ein Frühlingsfest.
Das Maifeuer auf der Heuer wird langsam zur Tradition, welches von der Feuerwehr ausgerichtet wird. Es findet am letzten Wochenende im April statt.
Ein besonderes Vorkommnis in der Gemeinde war folgendes: ABM-Kräfte fanden eine Mine. Die Polizei richtete die Fundstelle bis zum Eintreffen des Bergungsdienstes. Nach Vermutungen handelt es sich bei der tellerförmigen Mine um einen Panzerknacker, der Zünder steckte noch.
Die Saale-Unstrut-Region braucht immer mehr Fördergelder , um die Infrastruktur auszubauen. Dies wird immer schwieriger werden. Es sollen touristische Vorhaben vom Wirtschaftsministerium nur noch an der Straße der Romanik gefördert werden.
Schwierig werde dadurch das Anlegen von Wander- und Radwegen. Es sind durch 4,6 Mill. DM Fördermittel in den vergangenen 2 Jahren 413 Hotelbetten in der Region entstanden. Diese reichen aber noch nicht aus. Bis 1995, so hat man errechnet, braucht man in dieser Region 1.500 Übernachtungsplätze.
Die Bürger von Balgstädt fordern eine sofortige Überarbeitung des Müllkonzepts im Landkreis Nebra und die Einführung von Müllgebühren nach dem Verursacherprinzip. Es wurden dafür 180 Unterschriften gesammelt. Eine ständige Müllgebührenerhöhung sichere zwar den Profit der Entsorgerfirma, trage aber nicht zur Müllvermeidung bei. Frau Dr. Säuberlich nahm dazu Stellung, daß der Zeitpunkt eines Verursacherprinzips noch nicht gekommen sei. Man müsse abwarten, ob die Deponie Nißma mit getragen werden müsse.
Seit Anfang des Jahres 1994 verlegt die Telekom Telefonkabel. So erhalten die Haushalte im Ort erstmalig geschlossen ihre Telefonanschlüsse. Einige Bürger stellten den Antrag schon vor 10 Jahren.
In diesem Jahr werden die 2 Wohnblöcke an der Freyburgerstrasse veräußert. Ebenso wird der Espenhahn Hof an den Winzer Herrn Busch verkauft. Er möchte daraus ein Weingut errichten mit Straßenwirtschaft und Hoffesten.
Im März 1994 wird eine Gymnastikgruppe, unter der Leitung von Simone Barth, wieder ins Leben gerufen. Sie findet jeden Mittwoch 20 Uhr im Schloß statt, Fußballtraining ist jeden Donnerstagabend auf dem Sportplatz. Der Balgstädter SV liegt bei Halbzeitpause an der Spitze der Tabelle.
Das Wetter schlug in diesem Jahr einige Kapriolen. Am 3. Januar gab es das erste Hochwasser (Alarmstufe 1). Im Februar gab es den Schneealarm. Doch die Straßenmeisterei Laucha hatte alles gut im Griff. Im März folgte der nächste Hochwasseralarm (Warnstufe 3). Der Pegel bei Laucha zeigte 4,55m (fast 2m. über normal).
Im April erreichte der Pegel 4,69 m und damit Warnstufe 4. Es standen viele Keller unter Wasser, doch die Hassel blieb noch in ihrem "Bett", obwohl sie bedrohlich angestiegen war. Im Sommer schloß sich eine Hitzeperiode an mit Waldbrandstufe 2. Das Korn wurde notreif.
Am 24. August ging über Balgstädt ein Unwetter nieder. Eine Windhose fegte über die Unstrut hinweg und hinterließ beträchtlichen Schaden. Bei Fam. Krebs wurde der Gartenzaun auf die Straße geschleudert, Bäume wurden entwurzelt, Felder verwüstet. Das Jahr endete wettermäßig am 30.12. mit einem Hagelschauer über Balgstädt, der alle sprachlos machte.
Die Geflügelzüchter führten wieder in der Gaststätte "Zur Rose" ihre Ortsgeflügelschau durch. Helmut Müller wurde mit einem Ehrenpreis für seine altholländische Kapuzinertaube ausgezeichnet.
Landespokale gab es für Thomas Schneider und seine Zwergwyandotten und Thomas Reichert für seine Tauben "Fränkische Samtschilder".
Auch wenn die Sektkellerei nicht zu Balgstädt gehört, so ist es doch erwähnenswert, daß diese Firma im Oktober ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Die Jubiläumsfeier fand mit Bankett und Theater in Bad Lauchstädt, sowie Festveranstaltung in der Sektkellerei, statt. Am folgenden Tag wurde ein großes Kinderprogramm, buntes Markttreiben, Showprogramm und Jubläumsfeuerwerk geboten.
In Balgstädt wurde eine alte Druckplatte vom Schloß gefunden und vor dem Sperrmüll bewahrt; Fam. Portius, Inhaber der Fleischerei, ließ an Hand dieser Werbetüten bedrucken.
Im Zuge der Neugestaltung des Pfarrhauses fanden Bauleute 200 Mill. Mark in einer Flasche zwischen Wand und Schornstein. Der Wert verteilte sich auf nur 24 Scheine, kein Wunder, denn es handelte sich um Inflationsgeld.
Die Kirche erhielt innen einen neuen Anstrich ebenso die Portaltür. Das Projekt "Hoffnung konkret" wird von Andreas Kilger vorgestellt. Dies soll Hilfe für Mädchen und Jungen aus Minsk bringen, um sie mit Medikamenten und Sachen auszurichten. Fam. Klaus Jügler z.B. beherbergte im Oktober 2 Mädchen aus Weißrußland die auch Opfer von Tschernobyl waren.
Im Oktober wird das Partnerschaftsprojekt vorgestellt mit Gästen aus Minsk, so Andrey Kuleschow. Das Schleusenbecken am Zeddenbacher Wehr wird Restauriert.
Der Gemeinderat in Balgstädt beschloß den Bau eines Geräteschuppens am Schleusenhaus. Der Rödel ist auf den ersten Blick wieder in Ordnung. Die Schrottmassen die hier lagerten wurden entsorgt. Dennoch befindet sich hier immer noch manch gefährliche Hinterlassenschaft. Der Bergungsdienst fand Ampullen mit chemischen Substanzen und Munitionsreste.
So friedlich wie es auf den ersten Blick erscheint ist es nicht. Die Bauten auf dem Rödel müssen ebenfalls beseitigt werden, so das Umweltamt, wenn man künftig den Rödel als Naturschutzgebiet ausweisen will. Eine andere Nutzung des Rödel gibt es nicht, so Frau Dr. Säuberlich.
Am 12.6.94 finden die Kommunalwahlen mit Wahl des Bürgermeisters statt. Zur Wahl des Bürgermeisters stellt sich Arno Krause. Er erhält 322 von 383 Stimmen das sind 84,1%. Ebenso findet an diesem Tag die Europawahl statt. Die Gemeindevertreter setzen sich wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Arno Krause SPD
Brehme Hugo
Blanke Lothar
Skupin Rainer
Bilke Manfred
Buhr Grit-Maike
Wege Klaus
Schulze Kurt
Krause Monika
Binas Klaus
Selbmann Holger
Am 26.6.1994 findet die Landtagswahl statt. Hier gewinnt ebenso die SPD mit dem Landratsvorsitzenden Martin Groß. Der CDU-Kandidat Hans-Jörg Ulrich scheitert nur knapp: Groß 160 Stimmen und Ulrich 142 Stimmen.
Durch die Krankheit des alten Bürgermeisters liegt vieles im Argen und viele Entscheidungen werden dadurch nicht getroffen.