


Chronik von 1744 - 1806
6. Balgstedt im Besitz der Herren von Sperling
Im Jahre 1744 erhielt Balgstedt einen neuen Schloßherrn.
Geheimrat von Schieck hinterließ bei seinem Tode das Gut in stark verschuldetem Zustande; es kam zur Subhastation, bei welcher der später in den Adelsstand erhobene kurfürstliche Oberforstmeister Hans Ernst von Sperling das Gut von den Schickschen Erben erkaufte. Derselbe entstammte einem zur Zeit des 30 - jährigen Krieges in Mecklenburg angesessenen Geschlechte, dessen Glieder bei den Kurfürsten von Brandenburg in Verwaltung und Heer angesehene Stellungen einnahmen.
Hans Otto Sperling war kurbrandenburgischer Amtshauptmann im Amte Friedrichsfeld und Lehnherr im Mecklenburgischen, sein Sohn Otto Heinrich Sperling war brandenburgischer Oberstleutnant. Dessen Sohn Hans Friedrich Sperling war kurfürstlich brandenburgischer Rittmeister, erwarb das Freigut Gorenzen im Mansfelder Gebirgskreise, weshalb er Erb- und Freisaß zu Gorenzen genannt wird, und starb vor 1677.
Sein Sohn Georg Kaspar Sperling war ebenfalls Erb- und Freisaß auf Gorenzen und starb vor 1719. Dieser war der Vater des Oberforstmeisters Hans Ernst Sperling. Letzterer stammte also aus Gorenzen und trat in den Forstdienst beidem Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels (1712 - 1763) , der ein großer Jagdliebhaber war und dessen Standbild noch heute den Marktplatz von Freyburg ziert, und dann bei Herzog Johann Adolf II. (1736 - 1746).
Er erlangte die Würde eines herzoglichen Oberforst- und Wildmeisters. Als solcher begleidete er die Herzöge von Sachsen-Weißenfels oftmals auf den glänzenden Hofjagden, die sie in der Göhle bei Freyburg abhielten, und war ihr Gast auf dem Jagdschloß Klein - Friedenthal bei Pödelist, wo manches frohe Mahl nach beendeter Jagd gehalten wurde.
Als die herzogliche Line Sachsen - Weißenfels 1746 ausstarb und ihr land an Kursachsen zurückfiel, wurde Hans Ernst Sperling von Friedrich August II: zum Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Oberforst- und Wildmeister ernannt.
Zwei Jahre zuvor hatte er, wie schon erwähnt, Schloß und Rittergut Balgstedt von den Schickschen Erben erstanden. Die Wohn und Wirtschaftsgebäude, die er vorfand, waren, wie er selbst ausdrückt, zugrunde gerichtet und verwüstet, sodas er sie mit vielen Kosten wiederherstellen mußte. Auf dem Schloßturm ließ er eine Uhr mit 2 Glocken anbringen, die von dem Glockengießer Ulrich in Laucha gegossen waren. Die eine trägt folgende Inschrift:
"Hans Ernst Sperling, Herr auf Balgstedt, Größnitz und Städten, Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Oberforst- und Wildmeister, hat diese beiden Uhrglocken gießen lassen Anno 1746. Symbolum (Losung) : Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand ! Dessen Frau Eheliebste Sophie Gertraude geb. Gnappert. Symbolum: Mein Sinn ist nur auf Gott gericht ; was zeitlich ist, erfreut mich nicht. Die einzige Jungfer Tochter Sophia Rosina Hedwig. Symbolum: Das beste Glück ist in der Welt, wenn man zum Freunde Gott behält. Goß mich J.O.G.S. Ulrich, Laucha"
Am Torwege des Rittergutsgehöftes steht die Jahreszahl 1751. Auch diese deutet auf einen damals vollendeten Bau.
So läßt sich annehmen, daß in den Jahren 1746 - 1751 ein größerer Reparaturbau am Schlosse vorgenommen worden ist.
Wie die Überlieferung erzählt, ist damals der obere Teil des Seitenflügels massiv erbaut worden und es ist ein Gerüst vom Tor über die Wallmauer hinweg zum Schloß aufgerichtet gewesen, auf welchem alles Baumaterial zum 3. Stock emporgeschafft worden ist.
Nach Karl Weinecks Aufzeichnungen soll der Oberfortmeister 1747 die Rödel -Aecker, welche brach lagen, umgepflügt und 1749 - 1751 das Rödelvorwerk gebaut haben.
1750 wurde Balgstedt, welches bis dahin amtssässig gewesen war, zu einem schriftsässigen Rittergute erhoben. Die Schriftsassen gingen unmittelbar gingen unmittelbar beim Kurfürsten zu Lehen, empfingen die kurfürstlichen Befehle ohne Vermittlung des Amtes direkt aus der kurfürstlichen Kanzlei in Dresden und standen unter der Gerichtsbarkeit der Landesregierung oder der Hof- und Obergerichte zu Leipzig und Wittenberg.
Im Jahre 1757 verlor der Oberforstmeister seine einzige Tochter und sein einziges Kind Sophie Rosina Hedwig durch einen plötzlichen Tod. Dieselbe war seit 1748 mit August Wilhelm von Marschall, Erbmarschall in Thüringen, Erbherrn auf Plotha und Zembschen, vermählt gewesen.
Dasselbe Jahr brachte mancherlei Kriegsdrangsale, welche durch den siebenjährigen Krieg herbeigeführt wurden. Im September 1757 standen Franz Ferdinand von Braunschweig mit einem preußischen Korps bei Naumburg. Friedrich der Große beauftragte ihn, gegen die französische hauptmacht bei Halberstadt zu marschieren. Infolgedessen brach der Prinz am 14. September von Naumburg auf und marschierte am 15. und 16. September durch Freyburg. Die Stadt war so mit Preußen angefüllt, das der Kirchner Martin Henneberg allein 22 Mann und 14 Pferde als Einquartierung bekam, nämlich 1 hauptmann, 3 Unteroffiziere, Gemeine und 7 Packknechte, wobei ihm 3 Schock Hafergarben aus der Scheune weggeschleppt wurden.
Aber noch größer wurde der Kriegslärm, als Ende Oktober die Franzosen erschienen. Der Prinz Soubise stand nämlich mit einem französischen Korps bei Langensalza und setzte sich am 18. Oktober von dort nach der Unstrut zu in Bewegung. Der Marsch ging über Weißensee und Eckartsberga. Vom 23. Oktober ab überschritten die Franzosen bei Nebra, Carsdorf, Laucha und Freyburg die Unstrut.
In Laucha rückten am 27. Oktober 1200 Mann ein, am 30. Oktober 2 Regimenter. In Freyburg lagen vom 23. Oktober bis 4. November Tag für Tag französische Truppenmassen in Quartier.
Daß auch Balgstedt und Größnitz in jenen Tagen viele Truppen teils durchmarschieren sahen, teils beherbergen mußten, versteht sich von selbst. Am Sonnabend, den 5. November 1757 erfolgte sodann die denkwürdige Schlacht bei Roßbach, welche besonders durch Generalmajor von Seydlitz, der mit seinen Reitern hinter dem Janushügel hervorbrach, entschieden wurde. In 2 - 3 Stunden hatte Friedrich der Große über Franzosen und Reichsarmee einen glänzenden Sieg erfochten. In wilder Flucht wälzten sich die geschlagenen zum Unstruttale herab und flüchteten über die Brücken bei Carsdorf, Burgscheidungen, Laucha, Zeddenbach und Freyburg.
An letzterem Orte kamen bereits abends 6 Uhr die ersten flüchtigen Reiter an. Ihnen fogte in der Nacht darauf und am nächsten Morgen die zerstreute Infanterie. Auch Größnitz und Balgstedt wurden am Sonntag, den 6. November, von den Flüchtlingen überschwemmt und ausgeplündert.
In Größnitz drangen sie in die Kirche und raubten 1 zinnenes Taufbecken nebst Taufkanne, 1 großen Zinnernen Altarleuchter, 1 Altarbekleidung, 1 Klingelsäcklein, das Zimbelbuch (Musikbuch) zerissen sie in Stücke. In Balgstedt brachen sie die Kirche gewaltsam auf, ohne aber etwas zu entwenden. Dagegen plünderten sie das Pfarrhaus, wobei dem Pastor Johann Jakob Singer nach seiner eigenen Zusammenstellung folgendes Geraubt wurde:
14 Taler 12 Groschen bares Geld, 3 starke silberne Löffel, 2 silberne Tischmesser mit Perlmutterschmelz, 11 zinnene Tischmesser, 3 zinnene Schüsseln, 1 zinnener Suppennapf, 1 große geschliffene Kaffeekanne, 1 geschliffene Milchkanne, 1 große Teekanne, 1 ganz neues Lavor mit Zubehör, 1 Barbierbecken, 1 Plattglocke von Messing, 1 Pristerrock von drap de Dame, 1 ganz neue Kleidung, Rock und Weste, 1 Kapuziener von Roquelor, 1 Contusche von halbseidenem grünen Zeug, 1 Contusche von gestreifter Leinwand, 1 Contusche von Cannefaß, 1 grünen Zeugrock, 1 ganz neues Leibchen, 1 guter Castohut, 1 alte schwarze Pelzperücke, 1 paar alte schwarze Gamaschen, 2 Paar Handschuhe, rauher Pelzmuff, 3 Paar Leinene Vorhänge an die Fenster, 1 ganz neues Tischtuch von Zwillich, ½ Dutzend Servietten, 2 neue Handquehlen (Handtücher) von Zwillich, 2 ganz neue Bettüberzüge von gutem Zwillich nebst Bettüchern, ½ Dutzend Überschläge, ½ Dutzend gute neue Leinwandschürzen, 3 Halstücher von Nesseltuch, 7 Hemden von Flachsener Leinwand, 12 Ellen gutes Taffetband, 3 Troddelmüzen, 8 Eimer guter Wein, 1 Tonne Bier, 20 Scheffel Hafer, für 6 Taler Heu und Grumt (2. Heuschnitt) , 40 Kannen ausgesottenes Pflaumenmuß, 2 Metzen getrocknete Pflaumen, 10 Kannen Butter, 2 Schock Käse, 36 Kannen Milch, 14 Pfund Rindfleich, 3 fette Gänse, ½ Speckseite, 5 Kugelbüchsen und Flinten, 1 guter Stubenschrank mit 2 Türen, 1 stubenschrank mit einem Aufsatz, 1 kleiner Stubenschrank, 1 Brotschrank, diese 4 Schränke sind zerschmissenund unbrauchbar gemacht, 8 steinerne Wasserflaschen, 9 gläserne geschliffene Flaschen, 16 große Bierflaschen, 6 kleine Bierflaschen, 2 Dutzend Kochtöpfe, 2 Äxte, 1 Beil, 1 Eimer, 1 Gelte, 5 Paar Tischmesser, Summa an Wert 214 Taler 10 Groschen 8 Pfennige, dazu für 6 - 8 Taler ruiniertes Holz und die Verluste des im Pfarrhause anwesenden Schwiegersohnes und dessn Bruders.
Aus dieser langen Liste läßt sich ersehen, wie gründlich damals die Franzosen das Haus des Pfarrers Singer ausgeplündert haben.
Auch in das Schulhaus drangen sie einund raubten Betten, Kleider, Wäsche, Hausrat, musikalische Instrumente, Bücher, Korn, Hafer, Der Schulmeister Johann Andreas Rühlmann berechnet seinen Verlust auf 60 Taler. Daß es den übrigen Einwohnern nicht besser erging läßt sich denken.
Friedrich der Große, welcher nach der Schlacht in Burgwerben übernachtet hatte, brach mit dem frühesten Morgen zur Verfolgung des geschlagenen Feindes auf. Mit Dragonern und Husaren kommt er Sonntag, den 6. November, vormittags ½ 10 Uhr, in Freyburg an und sieht, wie eben noch einige französische Schweizer mit etwas Kavallerie jenseits der Unstrut die Höhe von Größnitz hinaufmarschieren.
Doch kann er die Unstrut nicht überschreiten, da die Flüchtlinge nach Überschreitung des Flusses die Freyburger Brücke abgebrannt haben. Er läßt deshalb gegenüber von Nißmitz am Dölitz, einem Asladeplatze für Floßholz, eine Notbrücke schlagen, wobei das Bauholz welches für den Grafen von Hoym auf Gleina gerade dort lagerte, als willkommenes Baumaterial diente. Währenddessen steht der König mit seinen Generalen an der Unstrut und äußert:
"Es ist doch ein verwünschtes Leben, das Soldatenleben, ich habe heute noch keinen Bissen gegessen."
Dies hört der alte Haasenritter, der mit vielen Freyburgern nach dem Dölitz hinausgeeilt war, um den berühmtenPreußenkönig zu sehen, und eilt in die Stadt zurück, um den Bürgermeister Trebest von dem Hunger des Königs zu benachrichtigen. Sofort wird eine zinnerne Schüssel mit Butterbroten und kaltem Braten zurechtgemacht, die Haasenritter hinausträgt und dem Könige überreicht.
Dieser läßt sich die Freyburger Butterbrote vortrefflich munden und reicht sie dann Seydlitz und den anderen Generalen mit den Worten hin: "Nehmt, eßt, ich esse nicht alles."
Nach einer Stunde ist die Notbrücke fertig, und der König eilt mit seinen Dragonern und Husaren über die Unstrut, um den fliehenden Feinden nachzusetzen. Über Größnitz oder Balgstedt verfolgt er sie bis Lißdorf, wo er nachmittags 4 Uhr ankommt.
Nach einer örtlichen Überlieferung, die Karl Weineck berichtet, soll sich an jenem Sonntagmorgen französische Artillerie und Infantrie auf dem hohen Garten des Rittergutes Balgstedt aufgestellt und auf die heraneilenden preußischen Verfolger geschossen haben. Die Balgstedt Einwohner hätten über die Gartenmauer des Rittergutes, welche an Marx Haus angrenzt, geblickt, wobei die Ehefrau des Richters Adam Weineck durch eine preußische Kugel in den Kopf getroffen und sofort getötet worden sei.
Nach dem Kirchenbuch ist der Tod der Frau Weineck erst am 11. November durch die Kugel eines französischen Marodeurs erfolgt.
Vom 6. bis 9. November hatte Freyburg starke Einquartierung von preußischen Truppen, die nach Eckartsberga weitermarschierten und durch Größnitz und Balgstedt kamen. Der siebenjährige Krieg verursachte der Gemeinde Balgstedt, Abgesehen von der Ausplünderung der einzelnen Bewohner, einen Gesmtverlust von 2842 Talern und 14 Groschen.
Nach einer Aufzählung im Gemeindebuch wohnten im Jahre 1757 folgende Nachbarn in Balgstedt:
Adam Weinecke , Richter und Schulze, Christoph theile, Gerichtsschöppe, Gottfried Diener, der älteste Nachbar, 80 Jahre alt, Christoph Berthold, ein Leineweber, Jakob Eberling, Witwe Maria Elisabeth Huth, Gottfied Ostermann, ein Leineweber, Witwe Dorothea Theuring, Christoph Kieling, dessen Schwager Christian Schultze im Hause, Anspänner Georg Berthold, Witwe Sybilla Grober, Gottlieb Jahr, Christoph Theile jun. , Christoph Busch, Anspänner Adam Erhard, August Lengricht, in dessen Hause Witwe Maria Schlegel, Paul Schuberth, ein Maurer, Gottfried Huth, Benjamin Theubner, Christoph Kuckel, Gottfried Berthold, ein Leineweber, Benjamin Erhard, Hans Schlegels Erben Haus, ist jetzt und darin Friedrich Rühlmann, ein Schneider, Witwe Christina Wolff, Hans Scharrens Haus, stehet leer, Gottfried Eberling verpachtet solches, Johann Christian Rabe, Johann Gottfried Jakob Brehme, Cristoph Kieling, Christian Zenner, Johann Martin Brehme, Johann Michael Ostermann, Kaspar Metze, Samuel Buchholz, Anspänner Johann Christian Frötsch, Witwe Susanna Theuring, Hans Ziegler, August Lengricht, Witwe Justins Rühlmann, Balthasar Baum, Hans Grober, Anspänner Michael Buttstedt, Johann Erasmus Münckmer, ist als Jäger nach Schimmel gezogen.
Im Jahre 1762 suchte der Oberfortstmeister Hans Ernst Sperling das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Balgstedt zu erwerben und richtete ein dahingehendes Bittgesuch an Kurfürst Friedrich August II. Dieser ließ den Sachverhalt durch das Konsortium in Leipzig und den Amtmann in Freyburg untersuchen, wobi festgestellt wurde, daß die Kollatur über die 3 geistlichen Lehen Beatä Mariä Virginis, St. Nikolai und St. Gangolfi ehemals den Schloßherrn in Balgstedt zustand, z.B. Herrn von Neustadt, von Ebeleben, von Heßler, daß aber die Kollatur über die Pfarrkirche zu Balgstedt stets von dem Amt Freyburg im Namen des Kurfürsten ausgeübt worden war.
Deshalb wurde das Gesuch des Oberforstmeisters durch den Prinzen Xaverius, welcher als Vormund des noch unmündigen Kurfürsten Friedrich August III. die Regierung führte, am 14. Juni 1766 abschlägig beschieden.
Im folgenden Jahr wurde der Oberforstmeister nebst seinen Neffen und Adoptivsohn Hans Ernst Sperling durch Kaiser Josef II. in den deutschen Reichsadelsstand erhoben. Das Adelsdiplom vom 3. März 1767 hebt die mannigfachen Verdienste des Oberfortstmeisters und seiner Vorfahren um den Staat hervor.
Das Wappen der Adelsfamilie von Sperling besteht aus Schild, Helm und Krone. Der Schild besteht aus 4 Feldern, das erste und 4 Feld zeigt auf rotem Grund ein silbernes, schräg gelegtes Fangeisen (mit Bezug auf die Oberforstmeisterwürde), das zeite und dritte Feld zeigt auf silbernem Grunde einen aufwachsenden schwarzen Hirsch und unter dem selben drei schwarze Querbalken. Über dem Helm und der Krone ist zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern ein Sperling zu sehen.
Im Oktober 1769 erkrankte der Oberforstmeister und setzte am 3. Oktober sein Testament auf, worin er sein Gut Balgstedt zu einem Erblehn - Familien - Fideilommiß und Majorat erhob und seinen Neffen und Adoptivsohn Hans Ernst Willhelm von Sperling als Nachfolger in seinem Erblehngut Balgstedt und dem zu kaufenden Rittergut Ostramondra nebst Vorwerk Roldisleben im Kreise Eckartsberga einsetzte.
Wenige Tage darauf starb er am 9. Oktober 1769. Ihm folgte am 15. Februar 1774 seine Gattin Sophia Gertraude von Sperling geb. Gnappert im Tode nach. Sie starb in einem Alter von 81 Jahren.
Jhre Nichte Sophie Wilhelmine Gnappert war mit dem Forstbeamten Friedrich Gottlob Krakow vermählt, an den noch heute das zum Rittergut gehörende Krakowsche Haus erinnert.
Nach dem Tode des Oberforstmeisters trat 1769 Hans Ernst Willhelm von Sperling gboren 1751 in das Erbe. Er erlangte die Stellung eines Kursächsichen Amtshauptmanns.
Wie sein Vorgänger suchte er das Patronatsrecht über die Kirche zu Balgstedt zu erlangen, und diesesmal mit Erfolg. Durch Reskript vom 15. Januar 1774 erklärte Kurfürst Friedrich August III. seinen Entschluß, das ihm "zuständige Jus Patronatus aus alleinigen Gnaden gegen ein Bezeigungsquantum von 500 Talern dem Besitzer des Rittergutes Balgstedt Hans Ernst Willhelm von Sperling zu conecediren."
Nachdem die 500 Taler an die kurfürstliche Rentkammer in Dresden entrichtet waren, erfolgte am 29. Juni 1774 die Anweisung an das Konsistorium in Leipzig, Herrn von Sperling und alle künftigen Besitzer des Gutes Balgstedt in der Ausübung des verliehenen Patronatsrechtes gebührend zu schützen.
Im Juni 1776 biwakierten auf der Rödel zu Manöverzwecken die 3 Infantrieregimenter Prinz Maximilian, Prinz Klemens und Prinz Xaver unter dem Kommando des Generals Feilscher aus Weißenfels. In ihrer Mitte befand sich der Landesherr Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen.
Das Jahr 1792 brachte Balgstedt starke Durchmärsche von preußischen Truppen. Als nämlich in Trankreich 1789 die Revolution ausgebrochen war und König Ludwig XVI. nach einem vergeblichen Fluchtversuch nach Paris zurückgebracht worden war, wo er wie ein Gefangener bewacht wurde, schlossen Österreich und Preußen ein Bündnis gegen das revolutioäre Frankreich. König Friedrich Wilhelm II. schickte ein Heer unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl Ferdinand von Braunschweig gegen Frankreich. In 5 Kolonnen zog dieses Heer im Juni 1792 durch Kursachsen nach dem Rhein. Eine dieser Kolonnen marschierte über Freyburg, welches vom 14. bis 24. Juni folgende Truppen teils beherbergen mußte, teils durchmarschieren sah:
3 Batterien reitende Artellerie das Husarenregiment von Eben
das Infanterieregiment von Thadden aus Halle das Füsilierbatallion von Menk
die Königliche Bagage (der König nahm persönlich am Feldzug teil)
der Generalstab
die Ingenieurs - Offiziersuite die Bagage des Prinzen Ludwig von Preußen
die reitenden Jäger die Dragonerregimenter Graf von Lottum und von Norrmann
die Infantriregimenter von Kleist, von Könitz, von Schönfeld die Adjutantur
den Generalleutnantstab des Krigs und Kabinettsministers Grafen von der Schulenburg
die Deputation des Oberkriegskollegium den Artellerietrain
den Provianttrain 1 Batallion Jäger zu Fuß, die Pontons
Diese Truppen marschierten von Freyburg ohne Zweifel über Balgstedt nach Eckartsberga oder Buttstädt und von da nach Rheine.
In der selben Zeit wurde die Schiffbarmachung der Unstrut bewerkstelligt, ein wirtschaftlich bedeutsames Ereignis. 1790 begann das Werk.
Am 3 Pfingstfeiertag 1791 wurden bereits ein großer Kahn mit 1400 Zentnern Fracht und 2 kleinere Kähne mit je 500 Zentnern von Bottendorf abgelassen. Im April 1795 wurde die Schiffahrt auf der Unstrut und Saale von Artern bis Weißenfels gegen ein Schleusengeld von 6 Groschen freigegeben. 12 Unstrutschleusen waren gebaut worden, nämlich in Artern, Ritteburg, Schönewerda, Roßleben, Wendelstein, Nebra, Vitzenburg, Carsdorf, Burgscheidungen, Lauche, Zeddenbach, Freyburg, dazu 3 Saaleschleusen in Goseck, Beutwitz, Weißenfels.
Da jede Schleuse durchschnittlich 16.000 Taler kostete, so hatte das gesamte Werk 520.400 Taler Kosten verursacht. Kurfürst Friedrich August III., der Gerechte genannt, hatte das Werk mit lebhafter Teilnahme verfolgt, und als es fertig war, kam er am 22. Juli 1795 mit kleinem Gefolge in 4 Kutschen von Leipzig aus nach Freyburg. Von hier fuhr er über Zeddenbach, Balgstedt, Laucha, Burgscheidungen, Wennungen, wo er mittag 12 Uhr durchkam, die Unstrut aufwärts bis Artern, indem er überall die neuen Schleusen in Augenschein nahm. Mit der Schiffbarmachung war zugleich eine Regulierung der Unstrut verbunden.
Bei Balgstedt mußte die Unstrut an der Furt für die Schiffahrt bedeutend vertieft werden, da sie hier sehr breit und so flach war, das man mit Leichtigkeit durchwaten konnte.
Es wurde daher der Durchstich am Zscheiplitzer Berge hinweggebracht und die daraus gewonnene erde für den auf der Balgstedter Seite gepflasterten Damm verwendet.