


Chronik von 1616 - 1744
5. Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616-1744Wolff von Kreutzen starb, etwa 60 Jahre alt, am 6 Februar 1614, nachdem er "16 ganzer Wochen am Quartan und viertägigen Fieber krank gewesen, im langwierigen Schlaf, sanft, wie man ein Licht ausbläst, und ist hernach den 17 Februar im ansehnlichen Prozeß (Zug) in die Kirchen gesetzt und nach der predigt eingesenkt worden, gleich bei des Predigtstuhls Stufen (an der Kanzeltreppe)."Der Text der Leichenpredigt war der Psalm 68,20f.: "Gott legt uns eine Last auf; aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, Herrn, der vom Tode errettet."
Schloß und Gut Balgstedt gingen nun durch Kauf von den Erbenim Jahre 1616 in die Hände der Familie von Heßler über. Dieses alte, angesehene thüringische Adelsgeschlecht hatte seinen Stammsitz in Burkersroda. Schon 1191 wird ein Gelfard von Burkersroda als Burgmann auf der Neuenburg (Freyburg) erwähnt.
Die Familie erwarb dann Dietrichsroda, Burgheßler und Klosterhäßler. 1239 legten die Brüder Georg und Hans den Geschlechtsnamen "von Burkersroda" ab und nannten sich "von Heßler, von Heseler". Mit ihnen Stammverwand waren die Herrn von Lochowe oder von Luchau, welche drei Edelsitze in Laucha, Plößnitz und Größnitz innehatten. ihre Verwandschaft ergibt sich aus dem häufigen Vornamen Gelfrad und aus dem gleichen Wappen, welches vier rote nach rechts über einem silbernen Schild gelegte Sturmpfähle zeigt. Diesen angesehenen Geschlechte gehörte auch Hans Heinrich von Heßler an, welcher 1616 Schloß und Rittergut Balgstedt erwarb. Er vereinigte seit 1621 den großen Besitz der Familie in seiner Hand, nämlich die Rittergüter Klosterhäseler, Bugheßler, Balgstedt, Schlöben, Rabis, Möckern, die Vorwerke Toppendorf, Hohendorf, Pleißmar, Burkersroda, Dietrichsroda und die Dechanei des ehemaligen Chorherrenstifts Bibra.
Zu seiner Zeit ließ Kurfürst Johann Georg I. in seinem Lande eine allgemeine Kirchenvisitation veranstalten, mit welcher eine Kommission von drei Mitgliedern beauftragt wurde, nämlich Dr. Vincentius Schmucke, Superintendent in Leipzig, Dr. Michael Wirth und Georg von Nißmitz auf Nebra, Amtshauptmann über die Aemter Freyburg und Eckhartsberga, Vizeoberhofrichter in Leipzig und Inspektor der Fürstenschule Pforte. Diese Kommission bereiste 1617 die Ephoralstädte und kam auch nach Freyburg. Die Visitation der einzelnen Parochien erfolgte aber nicht durch die Kommission, sondern 1617 und 1618 durch die Superintendenten und deren Adjunkten. Die Parochie Balgstedt wurde am 15 Januar 1618 visitiert, jedenfalls durch den Superintendent Magister Johann Babius. Das Protokoll darüber enthält Folgendes:
"Balgstädt, Filial Größnitz, eingepfarrt Städten. Collator (Kirchenpatron) anstatt des Kurfürsten zu Sachsen das Amt Freyburg. Gerichtsherr Hans Heinrich von Heßler auf Klosterhäseler und Balgstädt. Pfarrer Laurentius Hofmann aus dem Vogtlande, ist der Augustinischen Konfession von Herzen zugetan und tüchtig in der Lehre. Er hat sechs Jahre zu Braunschweig und drei Jahre zu Frankfurt an der Oder studiert. Er liest fleißig in der Bibel, täglich mehrere Kapitel, verrichtet seine Predigten selbst, treibt fleißig Katechismus. es kann sich niemand über ihn beschweren. er stellt seine Predigten nach Anleitung der heiligen Schrift an. Er hält in Balgstädt am Freitag Wochenpredigt, nicht im Filial. An den hohen Festen wird in jeder Kirche zwei mal gepredigt, an den Sonntagen nur einmal. Das Strafamt übt der Pfarrer mit rechtem Ernst, doch ohne Privataffektion, er bringt seine eigenen Sachen nicht auf die Kanzel. Fastenexamen wird nicht gehalten. Weil im Filial Größnitz die ganze Fastenzeit über keine Fastenpredigt zu hören ist, so bitten die Leute um den Karfreitag, daß ihnen etwas von der Passion gepredigt würde, welches der Pfarrer auch zugesagt hat. Das Leben des Pfarrers stimmt mit seiner Lehre überein und ist zu loben. Die Pfarrwohnung ist ganz unbequem, da sie nich allein gar baufällig, sondern auch sonst gar unförmlich ist, daß weder Studierstüblein noch Schlafkammer darin ist. Die Eingepfarrten sind zwar willig, das Pfarrhaus in richtigen Stand zu setzen, aber ihr Gotteskasten hat geringes Vermögen, und sie selbst sind ganz arme Leute. Sie geben sich der tröstlichen Hoffnung hin, daß der neue Gerichtsherr von Heßler etwas tun werde. Was aber geschehen wird, das wird die Zeit lehren. Der Küster Andreas Hesse ist 75 Jahre alt, und weil er übel höret, werden keine Knaben zu ihm in die Schule geschickt (Mädchenunterricht gab es überhaupt nicht). Er kann nicht Katechismus treiben, weshalb der Pfarrer Kinderlehre halten muß. Er besorgt das Geläute zur Notdurft und verwahrt die Kirche ordentlich; geht nicht in die schenke, ist seines Handwerks Barbier, treibt es aber nicht. Die Zuhörer betreffend: unter dem 1614 verstorbenen Gerichtsherrn von Creutzen ist die Kirchenordnung ernstlich gehalten worden, wie es denn auch an der Strafe der Verächter göttlichen Wortes und derer, die in ärgerlichen öffentlichen Sünden leben, nicht gemangelt hat."
Da der Küster Andreas Hesse bereits 75 jahre alt war, so ist er wahrscheinlich der Nachfolger des 1586 erwähnten Küsters David Meysel.
Im Jahre 1621 wurde vom Amt Freyburg wiederum ein Amtserbbuch angefertigt, aus welchem für Balgstedt Folgendes zu ersehen ist:
"Ballstedt ist ein Amtsdorf, und werden daselbst befunden 48 gesessene Mann und Hofstädten, die sind lehnbar 3 Mann dem Amt Freyburg, 45 Mann dem von Heßler auf Balstedt und Klosterhäseler. Dem Amt Freyburg haben die Leute (im Kriegsfall) an Waffen zu stellen: 6 Rohre, 14 Federspieße, 27 Helleparden, 1 Axt, ½ Heerwagen Ballstedt, ½ Heerwagen Größnitz, ¼ Herrwagen Stetten.
Folge, Steuer, Dienste, Gebot und Verbot zu Ballstedt gehören dem Amt. Die Gerichte, oberste und niederste, in Dorf, Feld und Flur außerhalb der Landstraßen gehören Hans Heinrich von Heßler, und hat bemeldeter Heßler darin einen Rittersitz und ist Amtsasse.
Frondienste: Die Einwohner zu Ballstedt sind dem Amt die Land und Baufuhren, sowohl (sowie) auch die Handdienste zu allen fürfallenden Sachen zu tun verpflichtet, solche Dienste sind ihnen aber neuerlich in ein gewisses Hufengeld verwandelt. 8 Hufen Landes sind in des Dorfes Flur gelegen und außer des von Heslers Erbgütern darein gehörig. Die Lehnware von Gütern, so vom Amt und Kloster Scheiplitz zu Lehn rühren, davon sind sie dem Amte des 20ten Gulden (5 Prozent) zu geben verpflichtet. Das Pfarrlehn zu Ballstedt (Kirchenpatronat) ist des Amts, und gehören zu dieser Pfarre die beiden Filialen Größnitz und Stetten. Sie sind jährlich an gewissen Gefällen ins Amt zu geben schuldig:
16 Groschen Amtszins Michaeli, dem Kloster Scheiplitz 1 Neuschock 57 Groschen 9½ neue Pfennige Zinse Michaeli, 34 Zinshüner, 2 Gänse, 40 Eier, ein Malter Zinswein, Freyburger Maß, 2 Malter Roggen, 2 Malter Gerste, 2 Malter Hafer (1 Malter = 10 Freyburger Scheffel = 15 Querfurter Scheffel).
Dem Amte lehnen: Matthes Blumstengel, Hans Gröbitz Witwe und ihr Sohn Hans, Heinrich von Heßler, Herr Lorentz Hofmann, Pfarrer, Andreas Hoffmann, Merten Köderitzsch, Christoph Krigstedt, Andreas Lange, Georg Nabel, Georg Neustedt, Nikol Schößgens Witwe Ursula samt 5 Kindern, Nikol Schössing, Heinrich Schröter, Joachim Seitz, Andreas Thomas Weib, Gebrüder Hans und Michael Thomas."
Das Kirchenbuch verzeichnet aus jener Zeit wieder manchrlei ungewöhnliche Todesfälle.
1616 sterben 11 Personen an der Hauptkrankheit, darunter auch Hans Köhler der ältere. Im Januar des selben Jahres, stirbt in der großen Kälte ein Weib, welches mit einem Mädchen in der Hasel in der Fischerin Hütte gelegen und hernach ins Hirtenhaus gebracht worden. Ebenso kommt Peter Herzog, ein Junge aus Weida, welcher mit den beiden Mädchen seiner Schwester im Dorfe auf der Gasse gelegen, im November 1617 durch erfrieren ums Leben.
1623 wird Hans Gröbitz, ein Junge von 20 Jahren, welcher oft seine Mutter geschlagen hatte, "von Läusen und Würmern bei lebendigem Leibe geplaget, welche ihm zum Maul und Ohren herausgekrochen", sodas er daran stirbt. Ein besonders trauriges Jahr war das Jahr 1626, wo der Ort abermals von der Pest heimgesucht wurde. Das Kirchenbuch bezeichnet den 11. Juni als den "Anfang der Ungnade", weil an diesem Tage die erste Pestleiche beerdigt wurde. Im Pfarrhause stirbt zuerst die Pfarrfrau Amalie Kempfer an der Seuche, dann wird der junge Pfarrer Magister Thomas Kempfer, 28 Jahre alt, weggerafft, dann die Pfarrmagt Magaretha. Auch die Pfarrwitwe Katharina, Witwe des Pfarrers Laurentius Hoffmann, muß nebst ihrer Tochter Blandina sterben. Am 3 Oktober finden 3 Begräbnisse auf einmal statt, ebenso am 6. Oktober.
Es starben in Balgstedt vom Juni bis zum Dezember 1626 58 Personen an der Pest, während sonst nur 4 - 8 Tote jährlich zu verzeichnen waren, und in Größnitz - Stedten 26 Personen, sonst nur 2 - 4.
Zu den Schrecken der Pest kamen die Schrecken des 30 - jährigen Krieges, der seit 1618 entbrannt war, aber unsre Gegend, abgesehen von der Herrschaft Querfurt, bis dahin noch verschont hatte. Schon 1629 redet das Kirchenbuch von "diesen gefährlichen Zeiten". 1631 zog das Kriegswetter zum erstenmale verheerend über unsre Gegend dahin. Der kaiserliche Feldherr Tilly hatte am 22. August den Reitergeneral Pappenheim mit 6000 Reitern und 8 Kanonen in das Stift Merseburg gesandt mit dem Befehl, es zu verheeren. Von dort ergoß sich das wilde Heer in das Unstruttal. Am Sonnabend, den 27. August fielen 300 Pappenheimer Reiter vormittags zwischen 9 und 10 Uhr in Freyburg ein, hieben mit Aexten das Kirchtor auf und plünderten innerhalb 3 Stunden die ganze Stadt aus. Am anderen Tage, einem Sonntag, erbrachen sie das Rathaus und die Kirche und steckten die Stadt an 2 Stellen in Brand, sodas 60 Häuser und 20 Scheunen in Flammen aufgingen. Noch am Dienstag, den 30. August, waren die Straßen unsicher. In Größnitz wird an diesem Tage ein Mägdlein getauft. Dabei gerät die Mutter des Kindes "in den Tumult, da sich kein Mensch hat sehen und hören lassen, dürfen wegen der Kriegssoldaten, die auf Beute sind gewandert".
1632 kam Gustav Adolf von Süddeutschland in Eile herbei, um Kursachsen von dem Einfall Wallensteins zu befreien. Ueber Eckartsberga, Punschau, Kösen zog er nach Naumburg, schlug dort sein Hauptquartier auf und sammelte sein Heer in einem verschanzten Lager. Die ganze Gegend wimmelte von Schweden. Am 4. November, 2 Tage vor der Schlacht bei Lützen, empfängt ein Kind in Balgstedt eiligst die Nottaufe, "weil so ein Rumor gewesen". Es war das Kind des Hutmanns Kaspar. Da kein Geistlicher zur Stelle war, wird die Taufe durch die Kindmutter im Hirtenhaus vollzogen.
1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen.In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind "Hans Reuter" getauft wird. Im Juni 1635 wird einem zu Balgstedt quartierten verheirateten Soldaten namens Wilhelm Grieß ein Töchterlein begraben. Er stammte aus dem Dorfe Linden im Koburgischen Lande. Im August 1635 wird ein Soldat zu Roß, namens Salomon Meyer aus Hirschberg in Schlesien, welcher zu Balgstedt auf der Salva Gardia (als Schutzwache) lag, mit Katharina Fromann getraut. Am Anfang des Jahres 1635 bezog das kursächsische Lösersche Regiment im Amte Freyburg die Winterquartiere und blieb bis zum Frühjahr. Am 29. Mai stirbt in Größnitz ein Kind von einem verheirateten Soldaten des Löserschen Regimentes namens Michael Hans aus Landersdorf im Thüringer Walde. Bald darauf stirbt auch die Mutter des Kindes, und der Soldat begräbt sie selbst, frühmorgens, ohne das Predigtamt zu begrüßen, ohne irgend welche Feierlichkeit. 1635 schloß Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen zu Prag Frieden mit dem Kaiser, um sein Land von den Drangsalen des Krieges zu befreien. Aber die Schweden erblickten darin einen Abfall und schwuren dem Kurfürsten Rache. Im Januar 1636 schlug der schwedische Feldherr Banner zu Passendorf bei Halle ein befestigtes Lager auf und unternahm von dort aus Raubzüge auch in das Unstruttal. Am 31. Januar kam er mit 7 Regimentern in Freyburg an, um von dort in Naumburg einzubrechen. Da kamen ein Quartiermeister und 3 Soldaten von Laucha nach Balgstedt und veranlaßten etliche Bewohner, mit ihnen zu ziehen. Der Zug ging nach Freyburg zu, wo sie die Brücke mit Gewalt abbrechen wollten. Als sie aber in die Nähe der Zeddenbacher Brücke gelangt waren, kamen ihnen etliche schwedische Reiter entgegengespregt. Einigen gelang es sich ins Holz zu verkriechen. Alle anderen aber wurden bis auf einen von den Schweden erschossen oder niedergehauen. Das ganze Dorf Balgstedt war auch in Gefahr geplündert und in Brand gesteckt zu werden. Es waren 9 ums Leben gekommen, aus Balgstedt Jakob Petz, ein Maurer, Hans Schösgen, ein Junggesell, und Georg Bornschein; aus Laucha ein Quartiermeister unbekannten Namens, der Soldat Hans Hillebrand; aus Freyburg Hans Ingwer und Bastian Kreise. Sie wurden alle, mit Ausnahme des Quartiermeisters, auf dem Balgstedt Gottesacker beerdigt, aber wegen der großen Kriegsgefahr ohne klang und ohne Klagegesang.
"Sic voluerunt periculum, sic et interierunt !"
(Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um)
Gott vergebe den Anstiftern ihre Sünde.
- so schließt der Pfarrer seinen tragischen Bericht im Kirchenbuche.
Am 10. Februar läßt Matthes Schulze aus Zscheiplitz, der sich beim Einfall Baners in Freyburg mit seinem Weibe nach Balgstedt geflüchtet hatte, daselbst eine Tochter taufen.
Noch im März war die Kriegsgefahr groß; denn ein Mann flüchtete mit den Seinen von Zscheiplitz nach Stedten, wo sein Weib am 2. März von einem Sönchen entbunden wird, tempore belli Suecensis (zur Zeit des schwedischen Krieges). Die Sterblichkeit war in diesem Jahre 1636 ungewöhnlich groß; denn das Kirchenbuch verzeichnet in Balgstedt 52 Tote. Es war wieder eine pestartige Seuche ausgebrochen, welcher auch der Schulmeister Jacobus Burckhardt zum Opfer fiel. Im Februar des selben Jahres ertrinkt der Fischer Hans Völkner mit 3 Personen aus Zscheiplitz abends in der Dunkelheit in der Unstrut. Im Juni wird Andreas Scheid, ein Knabe, begraben; ihm war der Vater gestorben, seine Mutter hatte ihn verlassen, er war in den Krieg gelaufen und elendiglich gestorben. 1642 wird eine Tochter der Anna Schild getauft; letztere gibt einen französischen Soldaten als Vater an. 1643 wird einem in Balgstedt sich aufhaltenden Soldaten namens Christoph Weise ein Sohn getauft; unter den Paten befinden sich 2 Soldaten, nämlich Konrad, Salva Gardia (Schutzwache) in Balgstedt, und Elias, Salva Gardia in Laucha. 1647 wird Peter Petz´ Frau aus Wilsdorf, welche wegen der Kriegsnot bei ihrer Schwester zu Balgstedt sich aufgehalten, begraben. Am 24. April 1649 stirbt ein schwedischer Soldat hier im Quartier; denn obwohl bereits 1648 der Friede zu Osnabrück und Münster geschlossen war, bleiben noch längere Zeit schwedische Bestzungen im Lande. Erst im Juli 1650 zogen die letzten Schweden aus Schloß Querfurt, aus der Pleißenburg in Leipzig und aus anderen Orten ab, und nun erst wurde am 22. Juli 1650 in allen Kirchen Kursachsens, auch in Balgstedt, das Friedensfest feierlich begangen. Wir können uns denken, wie die Bewohner damals aufatmeten; denn gerade in der zweiten Hälfte des Krieges, seit 1635, war Kursachsen furchtbar mitgenommen worden.
Auch die Besitzer des Schlosses in Balgstedt, Hans Heinrich von Heßler, war durch den 30 Jährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen. Aus dessen Leben sei Folgendes hervorgehoben. Er war 1568 als vierter Sohn des Moritz von Heßler auf Klosterhäsler und dessen Gattin Anna geb. Marschall aus dem Hause Burgholzhausen geboren. Als Jüngling kam er nach Stuttgart an den Hof des Herzogs von Würtemberg als Page, dann nach Torgau an den Hof des Herzogs Friedrich Wilhelm, Administrators von Kursachsen, wo er als Truchseß Dienst tat. Später übernahm er das väterliche Klosterhäseler und vermählte sich 1597 mit Maria Dorothea von Witzleben aus dem Hause Wohlmirstedt. 1616 kaufte er für 33.000 Gulden das Schloß und Rittergut Balgstedt, wohnte aber in Klosterhäseler. Als sein Bruder Georg Rudolf 1621 starb, erbte er von demselben die Rittergüter Burgheßler, Schlöben, Rabis und Möckern, sodaß er den gesamten Familienbesitz in seiner Hand vereinigte. Der 30-jährige Krieg nötigte ihn, seinen Wohnsitz aufzugeben. Als nämlich das Kriegswetter immer näher kam und die Unsicherheit immer größer wurde, verließ er Klosterhäseler und begab sich mit seinen Töchtern nach Erfurt, wo er längere Zeit wohnte. Hier wurde der Schwedenkönig Gustav-Adolf sein Gast, denn als dieser 1632 aus Süddeutschland in Eilmärschen herbeikam, hielt er am 28. Oktober seinen Einzug in Erfurt. Hans Heinrich von Heßler stellte ihm seine Wohnung zur Verfügung. Der König nahm das Anerebieten an und wohnte i der Stube des Herrn von Heßler, während die Königin Marie Eleonore die Stube der Töchter bewohnte. Schon am anderen Tage, dem 29. Oktober, nahm der König Abschied von seiner Gemahlin und zog von Erfurt über Buttelstädt und Buttstedt nach Naumburg und von da nach Lützen, wo er am 6. November den Heldentot starb. Hans Heinrich von Heßler blieb mit seinen Töchtern noch einige Zeit in Erfurt und kehrte dann nach Klosterhäseler zurück, wo er am 12.Januar 1634 im Alter von 66 Jahren starb. Sein Leichnam wurde in der dortigen Familiengruft am 11. Februar 1634 an der Seite seiner ihm 1630 im Tode vorangegangenen Gemahlin Maria Dorothea beigesetzt. Später wurde diese Familiengruft von plündernden Soldaten erbrochen, der Sarg der Frau von Heßler geöffnet und der silberne Gürtel vom Leichnam abgelöst. Hans Heinrich von Heßler hatte zwar Balgstedt besessen, aber nicht bewohnt.
Vielleicht hatte er das Rittergut an seinen Schwiegersohn Kapitän Georg Rudolf von Trotha verpachtet; denn 1629 starb dessen 6 - jährige Tochter in Balgstedt, wurde aber in Bennstedt, dem Gute ihres Vaters begraben.
Hans Heinrich von Heßler hinterließ bei seinem Tode 4 Söhne und mehrere Töchter. Von diesen Kindern erbte Hans Heinrich der jüngere und Hans Friedrich je die Hälfte des Rittergutes Balgstedt. Der erstere war ein namhafter Kriegsheld. 1608 zu Klosterhäseler geboren und von Hauslehrern unterrichtet, bezog Hans Heinrich von Heßler mit 17 Jahren die Universität Jena. Aber schon nach einem Jahr wurde er vom Kriegsfieber ergriffen und vertauschte die Feder mit dem Schwerte. Er trat 1626 in den Dienst des kaiserlichen Oberstleutnant von Bindauf, diente diesem ein Jahr als Page und dann als Kornett. Hierauf machte er 1628 den Feldzug in Mecklenburg und Pommern mit. Dann aber erwachte sein protestantisches Gewissen und er quittierte den kaiserlichen Dienst, um auf Reisen zu gehen. Doch nicht lange hielt er es aus, es zog ihn wieder zum Kriegshandwerk zurück. Er trat in das Heer des Landgrafen von Hessen und wurde Leutnant in der Kompanie des Rittmeisters von Eberstein. Nach einem Jahr trat er in den Dienst des Schwedenkönigs Gustav - Adolf, und zwar als Rittmeister im Regiment des Rheingrafen Otto Ludwig. Hier hatte er reichliche Gelegenheit, seine Tapferkeit zu erproben, und wurde drei mal schwer verwundet. Auf die Nachricht vom Tode seines Vaters, eilte er Anfang 1634 heim, um die Erbschaftsangelegenheit zu ordnen. Es fiel ihm das Gut Klosterhäseler und die Hälfte des Gutes Balgstedt zu. Schon im August kehrte er zu seinem Regimente zurück. Später wurde er als Oberstleutnant in das Regiment des Obersten Zuller versetzt und befehligte in Abwesenheit des Obersten das Regiment in manchem Gefecht mit den Kaiserlichen. Groß war sein Ansehen bei seinem Generale, Herzog Bernhard von Weimar. Zur Besetzung von Heidelberg kommandiert, wurde er von den kaiserlichen General Gallas hart bedrängt. Da ließ er in der Stille der Nacht sein Regiment aufsitzen und durchbrach die feindlichen Linien. Am Neckar angekommen, warf er sich kühn in den Fluß und spornte seine Mannschaften an, ihm zu folgen, und so erreichten sie glücklich schwimmend das andere Ufer. Bald darauf erhielt er 1635 den Auftrag in Gemeinschaft mit dem berühmten gelben schwedischen Regimente Kaiserslautern zu besetzen. Da nahten die kaiserlichen Generäle Gallas und Hatzfeld, die Stadt zu belagern. Nach 5 Wochen gelingt es ihnen, Bresche in die Mauern zu schießen. Beim Sturm am 17. Juli 1635 wird Oberstleutnant von Heßler von einem Geschoß im Rücken getroffen und von einem Säbel durchbohrt. Schwer verwundert wird er nach Frankfurt gebracht und gepflegt. Da Kurfürst Johann Georg I. in demselben Jahre 1635 den Prager Frieden mit dem Kaiser schloß, gebot er durch 2 Mandate allen seinen Untertanen, die in fremden Kriegsdiensten standen, den Abschied zu nehmen. Mit schmerzlichen Bedauern sah sich Hans Heinrich von Heßler genötigt, den Kriegsdienst nun aufzugeben und nach seiner Heimat Klosterhäseler im September 1636 zurückzukehren. Im folgenden Winter war er zu Besuch in Naumburg, wo der Stab des kursächsischen Kalksteinschen Regiments im Winterquartiere lag. Hier geriet er mit dem Oberstleutnant von Götzen in einen heftigen Wortwechsel, der zu einem Duell führte, welches draußen vor der Stadt zu Pferde ausgefochten wurde und in welchem er das Unglück hatte, den Oberstleutnant von Götzen zu erschießen. General von Kalkstein verklagte ihn, aber das Kriegsgericht in Dresden sprach ihn frei. 1642 vermählte sich Hans Heinrich von Heßler mit Ursula von Nißmitz, Tochter des Oberhofrichters Georg von Nißmitz auf Nebra, welche ihm 7 Kinder schenkte. 1649 erwarb er Schloß Vitzenburg durch Tausch von Friedrich Wilhelm von Lichtenhain, behielt aber seinen Wohnsitz in Klosterhäseler, wo er am 2. September 1654 , nur etwas über 46 Jahre alt, starb.
Hans Heinrichs jüngerer Bruder Hans Friedrich von Heßler, der anfangs mit ersterem gemeinsam Balgstedt besaß, dann aber alleiniger Besitzer wurde, war 1610 als 4ter Sohn Hans Heinrichs des älteren auf Klosterhäseler geboren. Mit 14 Jahren wurde er von seinem Vater nach Burgscheidungen gebracht, um bei seinem Schwager Georg Rudolf von Trotha, welcher als Vormund des minderjährigen Schloßbesitzers Ludwig Friedrich von Wiehe und als Pächter auf Burgscheidungen wohnte, im Reite, Fechten und anderen adligen Künsten sich auszubilden. 1626 trat er als 16 Jähriger Jüngling in den Dienst des kaiserlichen Obrist von Götze. Er wartete diesem als Page auf, tat aber auch in dessen Regiment als Reiter Dienst und nahm als blutjunger Kavalier an dem Feldzug gegen den dänischen König Christian, z.B. an den Kämpfen bei Wolffenbüttel und Havelberg teil. Dann wurde er Fahnenjunker im Infantrieregiment des Generalfeldmarschalls von Arnheim unter dem Hauptmann Joachim von Streithorst, und zeigte sich bei der Belagerung Stralsunds durch Wallenstein tapfer und männlich. 1629 reiste er im Gefolge des Feldmarschalls von Arnheim durch Pommern nach Polen und trat in demselben Jahre zur Kavallerie über, indem er Kornet in dem kaiserlichen Regiment des Obrist von Benninghausen wurde. Dieses Regiment wurde vom Kaiser dem spanischen Könige nach den Niederlanden zu Hilfe geschickt. Da es an Proviant fehlte und ansteckende Krankheiten im Heere ausbrachen, war dieser Feldzug sehr beschwerlich. Erst am Heiligabend 1629 kam das Regiment von Benninghausen im Lande zu Bergen ins Quartier. Hier wurde Hans Friedrich von Heßler von einer gefährlichen Hauptkrankheit ergriffen, genas aber wider Erwarten. 1630 gab er auf den Wunsch seines Vaters den kaiserlichen Dienst auf und kehrte nach Klosterhäseler zurück, da es seinem Vater zuwider war, daß sein Sohn dem Todfeinde des Protestantismus länger dienen sollte. Nun begab er sich mit seinem älteren Bruder Hans Heinrich, der ebenfalls den kaiserlichen Dienst quittiert hatte, und mit Wolff Christoph von Bendeleben auf Reisen. diese drei jungen Kavaliere begleiteten die Fürstin-Witwe zu Heringen an die Höfe von Braunschweig-Lüneburg und Odenburg. Dann reisten sie allein durch Holland, besuchten Leyden und Haag und besichtigten die wichtigsten Festungen. Nach Rückkehr in die Heimat trat Hans Friedrich von Heßler 1631 in die kurfürstlich sächsische Leibgarde des Generalleutnants von Arnim, und zwar als Leutnant in die Kompanie von Trautzsch. Als solcher nahm er am 7. September 1631 an der blutigen Schlacht bei Breitenfeld teil, wo die sächsische Leibgarde im Vordertreffen stand und von den Kanonen Tillys sehr starke Verluste erlitt. Von Leipzig zog die Leibgarde nach der böhmischen Hauptstadt Prag, wo Leutnant von Heßler in Abwesenheit des Rittmeisters von Trautsch dessen Kompanie befehligte. Im Mai 1632 erschien Wallenstein vor Prag und zwang die Sachsen zur Übergabe der Stadt, wobei die Arnimsche Leibgarde sich auflöste und auseinanderging. Von Heßler sammelte nun die Trümmer zu einer Kompanie zu Roß und führte sie nach Dresden zu dem Regiment des Obrist Friedrich Wilhelm Vitzthum von Eckstedt. Dieses Regiment tat nützliche Dienste, als der kaiserliche General Holcke im August 1633 im Lande Meißen einfiel, die Bergstadt Freiberg belagerte und eroberte und das Land furchtbar verwüstete. Dann zog das Vitzthumsche Reiterregiment nach der Lausitz und nach Schlesien, wo von Heßler als Obristwachtmeister an dem Entsatz der Stadt Schweidnitz, welche die Wallensteiner besetzt hatten, ruhmvollen Anteil nahm. Als die Sachsen dann aus Schlesien wieder nach Torgau zogen, nahm er den Abschied und kehrte nach Klosterhäseler zurück. Aber schon im Januar 1634 wurde er vom schwedischen Kanzler Oxenstierna zum Obrist über ein Regiment zu Roß, welches er schnell durch Werbung zusammenbrachte, ernannt. Als solcher diente er in der Armee des Herzogs Wilhelm von Weimar und dann im Heere des schwedischen Feldmarschalls Baner. Als aber der Sächsischer Kurfürst Johann Georg I. im Mai 1635 mit dem Kaiserlichen Ferdinand II. den Prager Frieden geschlossen und dadurch die Schweden sich zu Feinden gemacht hatte, erließ er 2 scharfe Mandate, worin er alle seine Vasallen und Untertanen, die unter den schwedischen Fahnen dienten, bei Verlust ihrer Lehnsgüter aufforderte, die schwedischen Dienste zu quittieren. Obrist Hans Friedrich von Heßler mußte daher den Abschied nehmen und in die thüringische Heimat zurückkehren, wo er die Rittergüter, die ihm nach seines Vaters Tode 1634 durch das Los zugefallen waren, nämlich Burgheßler und die Hälfte von Balgstedt, in Verwaltung nahm. Im Jahre zuvor, 1634, hatte er sich zu Naumburg mit Jungfrau Christine von Burkersroda, Tochter des kursächsischen Rats und Naumburger Dompropsts Hans Friedrich von Burkersroda auf Pauscha und Pitzschendorf, vermählt. Dieser Ehe entsprossen 6 Söhne und 3 Töchter. Von diesen Kindern starben ein Sohn und zwei Töchter vor ihrem Vater, nämlich Friedrich Heinrich und Elisabeth Dorothea, welche in zarter Kindheit starben, und Agnes Magdalena, welche 1655 mit dem kursächsischen Appellationsrat und Hauptmann in Thüringen Friedrich von Werthern auf den Herrschaften Beichlingen und Frohndorf vermählte und 1665 nach 10 Jähriger Ehe in Dresden starb. Der Obrist erhielt in der zweiten Hälfte des 30 Jährigen Krieges durch die wiederholten Plünderungen der Schweden auf seinen Gütern harte Verluste, mußte auch mit seiner Familie wiederholt in die Städte flüchten, z.B. nach Naumburg und Jena, was ihm hohe Kosten verursachte. Trotzdem gelang es ihm, seinen Besitz zu mehren: er erwarb das Rittergut Döhlitz und kaufte 1646 von seinem Bruder Hans Heinrich die diesem gehörende Hälfte des Rittergutes Balgstedt, so daß er nun alleiniger Besitzer von Balgstedt war und von Kurfürst Johann Georg I. damit belehnt wurde. Der Lehnbrief ist zu Dresden am 25. Oktober 1647 ausgefertigt. Der Kurfürst gibt darin seinem lieben getreuen Hans Friedrich von Heßler, Obristen, und seinen rechten Leibeslehnserben nachfolgende Lehen, Güter und Zinsen zu rechtem Mannlehen: Ballenstedt (Balgstedt) mit einem besetzten und einem wüsten Sadelhof (Edelhof) mit Laiden (Lehden) und 10 Hufen Landes Ackers, mit Schaftriften, Tongruben, Steingruben (Steinbrüchen), Gehölzen, Wiesen, Weiden, Baumgärten, Weidengärten, Hopfgärten, einer Fischweide, mit der Niederjagd und allen Zinsen, Renten, fronen und Diensten, nämlich Handfronen und Pferdefronen, dazu Gericht und Gerechtigkeit im Dorf Ballnstedt über Hals und Hand (Recht der Hinrichtung und Gefangensetzung) im Felde und Dorfe und weiter von dem selben Dorfe, ferner an der Unstrut, bei des Kloster Scheiplitz Wiesen anzufahen, ferner 3 geistliche Lehen, zwei in der Pfarrkirche und das dritte vor dem Dorfe Ballnstedt, zu St. Gangloff genannt, Stedten mit Zinsen, Renten usw. Der Obrist baute sich nun in Balgstedt einen ganz neuen Rittersitz, wie in dem gedruckten Lebenslaufe berichtet wird, und zog später mit seiner Familie von Burgheßler nach seinem neuerbauten Schlosse zu Balgstedt, welches ihm bei seinem leidenden Zustande bessere Bequemlichkeit bot. Doch sorgte er auch für Burgheßler, indem er die dortige kleine Kirche erhöhen, erweitern und ausbauen ließ, auch eine ansehnliche Summe zur Beschaffung einer Orgel und zur Besoldung des Orgelschlägers spendete. Auch ließ er an die renovierte Kirche daselbst ein Erbbegräbnis anbauen. Die späteren Lebensjahre wurden ihm durch Krankheit getrübt. Nicht nur die im Kriege empfangenen Wunden machten ihm Beschwerden, sondern auch ein schmerzhaftes Steinleiden, zu welchem sich zuletzt auch noch die Wassersucht gesellte. Nach neunjähriger Krankheit starb er auf dem Schlosse zu Balgstedt am 10. Dezember 1667 im Alter von 57 Jahren. Seiner Anordnung gemäß wurde er in dem von ihm erbauten Erbbegräbnis zu Burgheßler beigesetzt, wobei Magister Johann Wagner, Pfarrer zu Klosterhäseler und Burgheßler, die Leichenpredigt hielt und über das Wort aus dem 73. Psalm:
"Wenn ich dich nur habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott, allzeit meines Herzens Trost und mein Teil."
Über den selben Text hielt am 6. April 1668 Magister Georg Gewinnin der Balgstedter Kirche eine Gedächtnispredigt. Die Leichenpredigt des Magister Wagner nebst angehängtem Lebenslauf erschien bei Johann Werther zu Jena im Druck. Obrist Hans Friedrich von Heßler hinterließ nach seinem Tode außer seiner Witwe Christine geb. von Burkersroda 5 Söhne und 1 Tochter, nämlich Georg Rudolf auf Balgstedt, Hans Friedrich auf Burgheßler, Moritz Christoph auf Rabis und Möckern, Hans Heinrich, Braunschweigisch - Lüneburgischer Hauptmann auf Dölitz, Melchor Heinrich und Marie Christine, Gemahlin des Hans von Werthern auf den Herrschaften Beichlingen und Frohndorf, auch Guthmannshausen, Kölleda und Lubingen.
Aus der Zeit des Obrist von Heßler berichtet das Kirchenbuch noch ein ungewöhnliches Ereignis. Am 22. Mai 1661 kamen die beiden Herren von Werthern nebst denen von Witzleben und etlichen anderen Adligen von Markröhlitz, wo sie des Beisetzung der Frau von Burkersroda beigewohnt hatten, und kehrten auf dem Rückwege im Balgstedter Schlosse ein, um den Obrist von Heßler zu besuchen. Da gerieten deren Diener miteinander in Streit, und zwei von ihnen forderten sich vor die Klinge. Das Duell wurde ohne Zeugen, in dem wüsten Garten des verstorbenen Hans Sachse in der Hasel ausgefochten, wobei der Lakai Salomo Petz, welcher den Streit angezettelt hatte, seinen Gegner Andreas Herold, Reiter des Herrn von Witzleben, einen tödlichen Stich unter dem Nabel und einen gefährlichen Hieb im rechten Arme beibrachte, woran Herold nach 3 Stunden starb. Er wurde am folgenden Tage in Balgstedt begraben. Salomo Petz aber, Lakai des Appellationsrats Friedrich von Werthern, wurde zum Tode verurteilt und am 30. Juli 1661 vom Scharfrichter aus Naumburg mit dem Schwerte hingerichtet. Er ging unbußfertig unter Schmähungen und Verwünschungen in den Tod und wurde in Balgstedt neben dem von ihm Erstochenen beerdigt.
In Balgstedt folgte auf den Obrist Hans Friedrich als Besitzer Georg Rudolf von Heßler, dessen Sohn. Er war 1641 geboren und bereiste in seiner Jugend Frankreich, Holland und andere Länder. Nach seines Vaters Tode 1667 übernahm er Balgstedt und begleitete zugleich die Stelle eines Kriegskommissarius. Er vermählte sich mit Anna Margaretha von Dießkau aus dem Hause Knauthain. Bei ihm wohnte in Balgstedt sein jüngster Bruder Melchor Heinrich, welcher von schwächlicher Gesundheit und unvermählt war und von seinen Brüdern unterhalten wurde. Georg Rudolf reiste 1687 wegen seines leidenden Zustandes nach dem böhmischen Bad Eger, um den dortigen Sauerbrunnen zu gebrauchen, und starb dort am 30.Mai 1687 unvermutet am Schlage , erst 46 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Balgstedt gebracht und am 5. Juni in der dortigen Kirche in der erkauften Grabstätte beigesetzt. Am 19. Juli hielt ihm der Freyburger Superintendent Dr. Kaspar Christoph Dauderstadt eine Gedächtnispredigt über Joh. 14, 18 f.: "Ich will euch nicht Waisen lassen usw."
Das Brustbild des Verstorbenen in prächtig geschnitzten Rahmen befindet sich über dem herrschaftlichen Stuhle in der Balgstedt Kirche. Georg Rudolf von Heßler hinterließ bei seinem Tode 1687 3 Söhne und 2 Töchter, nämlich 1. Hans Friedrich, geboren 1673; 2. Karl Heinrich, geboren 1674; 3. Georg Rudolf der jüngere, geboren 1678; 4. Susanna Christina, geboren 1675, vermählt 1693 mit Obristwachtmeister Adolf von Schönfeldt, Erbherrn des Schloßteils zu Löbnitz bei Delitzsch; 5. Sophia Helena, geboren 1677, vermählt mit dem Anhalt - Zerbstischen Geheimrat und Hofmarschall Balthasar Heinrich von Zaschwitz auf Siegelsdorf, welche nach ihres Gatten Tode als Witwe in Balgstedt lebte und sich 1702 zum zweitenmal mit Christian von Griesheim vermählte. Von diesen 5 Kindern erbte der älteste Sohn Hans Friedrich Schloß und Rittergut Balgstedt. Aber er erfreute sich nnicht lange seines väterlichen Besitzes. Im Sommer 1693 unternahm er mit den beiden jungen Herrn von Pöllnitz aus Goseck und anderen Adeligen eine Reise nach England. Unterwegs wurde das Schiff, mit welchem sie von Holland nach England fuhren, ahf der offenen See von zwei französischen Raubschiffen angegriffen und nach vierstündigem Gefechte in den Grund geschossen, wobei Hans Friedrich von Heßler, die beiden von Pöllnitz aus Goseck und die anderen adeligen jämmerlich ertranken. Nur einem Diener der Herrn von Pöllnitz gelang es, auf einem Brette sein Leben zu retten. Das Unglück geschah am 2. Juli 1693. Hans Friedrich von Heßler verstarb im jugendlich Alter von 19 Jahren und 7 Monaten. Balgstedt ging nun auf seinen Bruder Karl Heinrich über. Aber auch dieser wurde bald vom Tode hinweggerafft. Als seine Schwester Susanne Christine am Trinitatsonntag 1693zu Balgstedt mit Herrn von Schönfeld Hochzeit gefeiert hatte, geleitete er dieselbe samt ihrem Gattenin ihre neue Heimat Löbnitz. Hier erkrankte er an der roten Ruhr und starb, erst 18 Jahre und 8 Monate alt, am 24. Juli 1693. Er wurde in der Kirche zu Löbnitz beigesetzt. In der Balgstedter Kirche aber hielt der Ortspfarrer Adam Eberlein den beiden frühverstorbenen Schloßherren eine Gedächtnispredigt über Baruch 4, 19 - 25:
"Über euch gebracht hat das Unglück, wird euch vor eurer Feinde Hand retten usw."
Balgstedt ging nun auf den jüngeren Bruder Georg Rudolf von Heßler über. der selbe vermählte sich 1705 mit Christiane Elisabeth von Bünau, Tochter des kursächsischen Kammerherrn Heinrich von Bünau, Erbherrn auf Püchern, Lossa und Deubern, welche aber bereits 1708 an hitzigem Fleckfieber zu Balgstedt starb und gegen Erlegung von 30 Talern in der dortigen Kirche beigesetzt wurde. Georg Rudolf von Heßler vermählte sich nun von neuem mit Henriette Sophie von Carlowitz, welche aber auch nach wenigen Jahren, am 14. Januar 1713, in Balgstedt verstarb, und am Abend des 19. Januar in der dortigen Kirche beigesetzt wurde, worauf am 22. Februar das hochadelige Leichenbegräbnis in feierlicher Weise gehalten wurde. Georg Rudolf von Heßler reiste 1726, da er leidend war, nach Löbnitz zu seiner verheirateten Schwester Susanne Christine, um dort eine Kur zu gebrauchen. Daselbst starb er am 12 Februar 1726 im alter von 47 ½ Jahren. Sein Leichnam wurde von Löbnitz nach Balgstedt übergeführt und am Abend des 21. Februar gegen Erlegung von 30 Talern in der dortigen Kirche beigesetzt. Am 10. April hielt ihm der Pfarrsubstitut Christian Schmidt eine Gedächtnispredigt über Römer 5, 2 - 5:
"Wir rühmen uns der Hoffnung der zukünfligen Herrlichkeit, die Gott geben soll usw."
Die Parentation hielt der jüngere Herr von Rhoeden aus Zscheiplitz. Georg Rudolf von Heßler hinterließ, wie es scheint, keine Kinder, weshalb Balgstedt nun in andere Hände überging.
Was die Pfarrer zur Zeit des Heßlerschen Besitzes 1616 bis etwa 1730 betrifft, so sind bereits Laurentius Hoffmann, 1612 bis 1625, und Magister Thomas Kämpfer, der 1626 an der Pest starb, genannt. Dann folgte 1627 Magister Georg Ritter aus Hain, welcher die erste Drangsale des 30 - Jährigen Krieges, besonders den Einfall der Pappenheimer 1631, erlebt hat und im Oktober 1632 gestorben und in Naumburg begraben ist. Ihm folgte Magister Christoph Schieferdecker aus rattmansdorf bei Schleiz im Vogtlande. Er wurde 1620 ordiniert als Pfarrer von Kleinwangen und von dort 1633 nach Balgstedt versetzt, wo er 1667 gestorben ist. Er hat die Schrecken des 30 - Jährigen Krieges, besonders 1636 bis 1642, durchgekostet. Seine erste Gattin Eva Maria und seine 13 jährige Tochter Maria starben 1641 an der Tollwut, nachdem sie von einer "bösen Katze" gebissen worden waren. Ihm wurde ein Jahr vor seinem Tode 1666 sein Sohn Gottfried Schieferdecker substituiert, der aber nur ein Jahr in Balgstedt amtiert zu haben scheint, denn 1667 erscheint bereits als Pfarrer Magister Georg Gewinn aus Borna. Dieser war 1661 als Pastor zu Möckerling ordiniert worden, kam 1667 nach Balgstedt und zog 1670 nach Kölleda. Sein Nachfolger war Johann Martin Hebsacker aus Schwäbisch Hall, 1650 Pfarrer in Kleinwangen, 1655 in Weißenschirmbach, 1670 in Balgstedt, wo er 1693 im Alter von 79 Jahren starb, nachdem er auf dem Wege nach der Filial Größnitz einen Schlaganfall erlitten hatte. Sein Beichtvater Diakonus Seibicke aus Freyburg hielt ihm die Leichenpredigt über Matthäus 25, 21:
"Ei du frommer und getreuer Knecht usw."
Auf ihm folgte 1693 Adam Eberlein aus Freyburg. Er hatte das Unglück, 1719 vom Schlage getroffen zu werden, sodas er amtsunfähig wurde und sich 28 Jahre lang durch Substitute vertreten lassen mußte. Sein erster Substitut war Christian Schmidt aus Eisleben welcher 1713 für Balgstedt ordiniert wurde und das Amt bis 1727 verwaltete. Der zweite Substitut war Johann Jakob Singer, geboren 1697 zu Weidebach bei Weißenfels. Er besuchte die Weißenfelser Stadtschule und 5 Jahre das Domgymnasium zu Merseburg. Dann bezog er die Universität Wittenberg und hörte die Professoren Wernsdorf, Jan, Chladny. Im Herbst 1727 wurde er von Herzog Christian von Sachsen - Weißenfels als Substitut nach Balgstedt berufen. Nach Adam Eberleins Tode 1746 wurde er dann selbstständiger Pfarrer und hatte das Amt viele Jahre verwaltet. Als Küster und Schullehrer werden in der Zeit der Herren von Heßler erwähnt:
Andreas Hesse, gestorben 1622 nachdem er 34 Jahre Schulmeister gewesen war; 1625 Jakob Burchardi, 1636 an der Pest gestorben; 1637 Michael Schirrmeister; 1641 Daniel Müller; 1643 Georg Krauße; 1664 Chrstoph Koch aus Laucha, gestorben 1698, 79 Jahre alt; 1685 Schuladjunkt Michael Werner; 1703 Hans Halle; 1727 Samuel Röder; 1730 Gottfried Erhard.
Im Jahre 1728 beabsichtigte Levin Friedrich Freiherr von der Schulenburg, Königlich Sardienischer Generalfeldzugmeister, das Schloß und Rittergut Balgstedt, welches verschuldet war, anzukaufen. Dieser hatte 1722 von dem Oberamtmann Wedemeyer Schloß Burgscheidungen und 2/3 des Rittergutes Kirchscheidungen erkauft und wollte nun seinen Besitz im Unstruttale durch den Ankauf von Balgstedt vergrößern. Allein der Kauf kam nicht zustande, vielmehr erwarb um diese Zeit der Herzogliche Sachsen Weißenfelsische Geheimrat Karl Dietrich Leberecht von Schieck das Gut Balgstedt. Er entstammte einem altritterlichen Geschlechte von Schieck, welchesin seinem Wappen 3 rote Rosenkränze hatte. Geheimrat Excellenz von Schieck besaß außer Balgstedt auch Schwerz im Saalkreise, das Hauptgut der Familie, und Naderkau im Kreise Wittenberg. Anfangs wohnte er in Balgstedt, später verpachtete er das Gut an Johann Friedrich Stecher.
Zu dessen Zeit wurde ein umfassender Kirchbau vorgenommen, der von 1738 bis 1740 währte. Man riß das alte Langhaus der Kirche, welches östlich vom Turm stand, ein und baute ein neues Langhaus, das noch heute stehende, westlich vom Turm. Über den Bau heißt es im Gemeindebuche:
"Im Monat März 1738 haben wir angefangen, die Kirche einzureißen und zu bauen. Bauherr war Pastor Joh. Jakob Singer. in der Osterwoche haben wir an der Saale für etliche 90 Taler ein ganzes Floß Holz gekauft. Was die Steine anbelangt, die haben wir alle bei der Kirche gehabt; denn da standen zwei Gewölbe, die eingerissen worden. die haben so viel Steine in sich gehabt, daß wir nicht allein die ganze Kirche haben davon können bauen, sondern die Herrschaft von Schieck hat ihr Begräbnis und ihre Betstube all von den Steinen gebaut. Die mauer am Gottesacker ist auch davon gebaut. Darüber haben wir gebaut bis 1740, wie die Kirche jetzund steht."
Es wurde also ein Herrschaftsstuhl und ein Erbbegräbnis für die Schloßherrschaft mitgebaut. Dabei nahm man das Bild des Georg Rudolf von Heßler (gest. 1687) aus der alten Kirche und befestigte an dem Herrschaftsstuhle der neuen Kirche.
Der Bau wurde durch den Zimmermeister Bienert aus Calzendorf und den Maurermeister Dörst aus Schleberoda ausgeführt. Die Kosten wurden aus der Kirchenkasse bestritten. Doch mußten die fünf Anspänner die erforderlichen und z.B. die erforderlichen Werkstücke zur Einfassung der Fenster und Türen bei dem Steinmetz in Laucha holen, während die Hintersättler die Handlangerdienste verrichten mußten.
Am ersten Sonntag nach Trinitatis, den 19. Juni 1740, am Tage des Ablaßfestes, wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht. Der Freyburger Superintendent Magister Christoph Nikolaus Speßler vollzog die Weihe. Er predigte über das Sonntagsevangelium vom reichen Manne und dem armen Lazarus und erwähnte in seiner Weihrede die Einführung der Reformation vor 201 Jahren, 1539. Auch gab er der Kirche den Namen
"Zur heiligen Dreifaltigkeit"
Nach dem Gottesdienst fand auf der Pfarre ein festliches Mahl statt, und am Nachmittag gab sich die ganze Gemeinde festlicher Freude hin, die aber durch eine gewaltige feuersbrunst gestört wurde, welche nachmittags 5 Uhr in Freyburg ausbrach und durch den Nordwind angefacht, 104 Wohnhäuser nebst dem Malz- und Brauhause, der Wohnung des Stadtknechts, dem Gasthof zum Bären und vielen Scheunen und Ställen in Asche legte.
Die ganze Gasse nach der Amtsschreiberei zu und die ganze Vorstadt nach der Mühle gingen in Flammen auf. Das Feuer war in dem Wohnhause des Essigbauern Christian Mösenzahl ausgebrochen und von dessen 14 jähriger Tochter angezündet worden. Diese hatte wie viele Freyburger am Nachmittag das Balgstedter Ablaßfest besuchen wollen, aber von ihrer Stiefmutter keine Erlaubnis dazu erhalten. Aus Rache hatte sie dann im Hünerhause Feuer angelegt. Als das Mädchen bald darauf zu dem Seifensiedermeister Heine in Dienst kam, legte sie am 4. August im Stroh der Scheune ihres Dienstherren abermals Feuer an. Nun kam die Schuld ans Tageslicht; die Brandstifterin wurde gefänglich eingezogen und am 21. April 1741 durch den Scharfrichter Pulß aus Weißenfels im Beisein des Zeuchfelder Pfarrers Michael John mit dem Schwert hingerichtet. Ihr Leichnam wurde in einen Sack gelegt und nach Weißenfels zu dem Physikus Springsfeld zur anatomischen Sektion geschickt.
Das Jahr 1740 brachte einen sehr kalten Winter mit sich, sodaß das Erdreich über 2 Ellen tief fror und fast alle Weinstöcke , die auf steinigem Boden standen, erfroren. Die Kälte begann vor Weihnachten 1739 und hielt im Frühjahr 1740 so lange an, daß die Hälfte des Roggens und Weizens erfror, die Obstbäume erst Ende Mai zu blühen anfingen und die Pflaumen nicht reif wurden. Der Scheffel Roggen kostete infolgedessen über 3 Taler, der Hafer 1 Taler 6 Groschen.